Angst: Seltsam unheimlich
In Stephen Kings berühmtem Horrorklassiker "Es" hat das Grauen viele Gesichter. In einer Gestalt begegnet es den Protagonisten jedoch besonders häufig: als bunt geschminkter Clown Pennywise, der mit Luftballons in der Hand seine Opfer zu sich lockt und anschließend ermordet. King spielt dabei gekonnt mit den ambivalenten Gefühlen, die Clowns bei manchen auslösen. Denn schon vor dem Erfolg von "Es" fanden viele Menschen diese eher unheimlich als lustig. Selbst Kinder scheinen sie oft nicht sonderlich zu mögen und gruseln sich manchmal vor ihnen, wie Wissenschaftler der University of Sheffield 2008 berichteten. Sie hatten untersucht, wie Patienten verschiedener Altersgruppen auf Clownsgesichter reagieren, welche die Wände von Kinderkrankenstationen zieren.
Die Frage, warum manche Gestalten offenbar besonders prädestiniert dafür sind, eine Gänsehaut bei uns auszulösen, beschäftigt Psychologen seit geraumer Zeit. Die Antworten, die sie inzwischen darauf gefunden haben, bieten nicht nur einen Einblick in die menschliche Psyche, in manchen Gebieten wie der Robotik können sie sogar von praktischer Relevanz sein.
Im Gegensatz zur echten Angst, die Wissenschaftler inzwischen in allen Facetten untersucht haben, ist über das Gruseln im Speziellen noch wenig bekannt. Es repräsentiert vermutlich eine abgeschwächte Form der Furcht: Wir gruseln uns nicht in akuten Gefahrensituationen, in denen ein Räuber mit gezogener Waffe vor uns steht und unser Geld verlangt (solche Situationen versetzen die meisten wohl eher in blanke Panik), sondern in Momenten, in denen wir nicht ganz sicher sind, ob wirklich eine Bedrohung besteht, glauben die Psychologen Francis McAndrew und Sara Koehnke vom Knox College in Galesburg (USA).
Das ist zum Beispiel der Fall, wenn wir nachts durch die verlassenen Straßen einer Stadt gehen und rechts von uns in einer dunklen Gasse plötzlich ein Rascheln hören. Es könnte jemand sein, der uns überfallen will – oder bloß eine streunende Katze, die gleich aus einem Gebüsch hervorspringen wird. Da wir nicht wissen, was wirklich zutrifft, fühlen wir uns unwohl und bleiben innerlich in Habachtstellung, bis wir erkennen können, ob tatsächlich Gefahr im Verzug ist ...
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