Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis: Der Feind im Innern
Irgendetwas stimmte mit Melanie C. nicht. Die sonst so lebenslustige Abiturientin war auf einmal teilnahmslos und in sich gekehrt. Als sie eines Tages orientierungslos am Hauptbahnhof umherstreifte und Passanten anblaffte, brachte die Polizei sie in die nächstgelegene Psychiatrie. Fassungslos besuchten die Eltern ihre Tochter, die laut den Ärzten unter einer drogeninduzierten Psychose litt.
Die verordneten Psychopharmaka brachten keine Besserung. Melanies Mimik blieb wie eingefroren, ihr Blick starr und leer. Ab und zu schaute sie nach oben, so als lauschte sie einer Stimme, dann murmelte sie ein paar kaum verständliche Worte. Eines Morgens fand eine Krankenschwester sie im Badezimmer auf dem Boden liegend mit einer Platzwunde am Kopf. Die junge Frau war nicht ansprechbar, das Zucken um ihre Mundwinkel deutete auf einen epileptischen Anfall hin.
Eine Tomografieaufnahme von Melanies Gehirn ergab keinen auffälligen Befund. Also doch Schizophrenie? Melanies behandelnde Ärztin untersuchte das Nervenwasser. Hier entdeckte sie typische Entzündungsmarker und stark erhöhte Eiweißwerte. Beides hat im Liquor einer 18-Jährigen nichts zu suchen. Hatte ein Virus ihr Gehirn angegriffen? Weitere Tests brachten Gewissheit: Melanies Liquor enthielt bestimmte Antikörper, die Gehirn und Rückenmark attackieren. "Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis" lautete schließlich die Diagnose. Dabei handelt es sich um eine erst seit Kurzem bekannte, schwere Entzündung des Gehirns, bei der die beschriebenen psychiatrischen und neurologischen Symptome auftreten.
Erst 2007 entdeckte der Neurologe Josep Dalmau von der University of Philadelphia die Krankheit ...
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