Physik: Auf der Jagd nach Antimaterie
Ein hoher Hangar der Europäischen Kernforschungsorganisation CERN bei Genf birgt sechs Anlagen, die mit unterschiedlichen Methoden das Wesen einer der am schwersten fassbaren Substanzen im Universum aufklären sollen. Die Experimente liegen nur Meter voneinander entfernt und manchmal sogar übereinander: Zwei Strahlträger überkreuzen sich wie Rolltreppen im Einkaufszentrum, und tonnenschwere Betonblöcke hängen bedrohlich über den Köpfen.
"Wir haben einander immer im Blick", betont Physiker Michael Doser; er leitet das Experiment AEGIS und hofft damit als Erster zu entdecken, wie Antimaterie – das seltene Spiegelbild normaler Materie – auf die Gravitation reagiert.
Doser und seine Wettbewerber müssen miteinander auf engem Raum zurechtkommen. Das CERN besitzt die weltweit einzige Quelle von Antiprotonen, das heißt von Teilchen, die sich wie Protonen verhalten, bis auf entgegengesetzte Werte für ihre Ladung. Im Hangar liegt der Antiproton Decelerator (Antiprotonen-Entschleuniger), ein Speicherring mit 188 Meter Umfang. Ihn speisen dieselben Beschleuniger wie seinen viel größeren und berühmteren Bruder, den Large Hadron Collider (LHC). Antiprotonen treten mit nahezu Lichtgeschwindigkeit in den Decelerator ein; er bremst die Teilchen ab und liefert einen Antiprotonenstrom, den die sechs Experimente abwechselnd anzapfen können. All das muss vorsichtig geschehen, denn sobald die Antiteilchen auf Materie stoßen, zerstrahlen sie zu purer Energie ...
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