Serie Praktische Psychologie : Mehr als nur Broterwerb
Gelegentlich sinnen wir wohl alle darüber nach, wie viel unserer wachen Zeit wir mit unserem Job verbringen. Laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2015 arbeiten deutsche Vollzeitbeschäftigte am Tag durchschnittlich 8 Stunden und 18 Minuten. Eine Studie der Stiftung für Zukunftsfragen aus demselben Jahr ergab, dass mehr als die Hälfte der Befragten nach Arbeitsende noch einmal mindestens 1,5 Stunden brauchen, bevor sie richtig abschalten können. Fast jeder zehnte gibt sogar an, nie wirklich "Feierabend" zu haben, da nach der bezahlten Arbeit andere Verpflichtungen rufen, etwa der Einkauf, Haushalt und Kinderbetreuung. Auch dass mittlerweile viele Berufstätige permanent über Smartphone oder E-Mail für den Chef und Kollegen zu erreichen sind, dürfte dazu beitragen.
Arbeit, insbesondere die Lohnarbeit, beeinflusst unseren Alltag und unsere Gesellschaft also maßgeblich; wie sie mit dem individuellen Erleben und Verhalten von Menschen zusammenhängt, erforscht die Arbeits- und Organisationspsychologie (meist abgekürzt als "A&O-Psychologie"). Ihre Vertreter untersuchen etwa, unter welchen Bedingungen Menschen arbeiten und wie sich das auf ihre Zufriedenheit, ihren Stress und ihre Leistung auswirkt. Neben Mitarbeitern stehen Führungskräfte im Fokus, aber auch die Interaktion von Unternehmen mit Bewerbern oder Kunden. Der Psychologe und Philosoph Hugo Münsterberg (1863–1916) gilt als Begründer der A&O-Psychologie. In seinem Buch "Psychologie und Wirtschaftsleben" von 1912 beschrieb er beispielsweise, wie man auf wissenschaftlicher Basis Arbeit besser gestalten, Mitarbeiter motivieren oder Personal auswählen kann. Zusätzlich entwickelte Münsterberg die ersten Berufseignungstests, etwa für Straßenbahnfahrer. ...
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