Archäoastronomie: Wunderwerk der Antike
Zitternd kam Elias Stadiatis wieder an die Meeresoberfläche. Der Mann steckte in seinem luftdichten Taucheranzug aus schwerem Leinenstoff und trug einen Kugelhelm aus Metall auf dem Kopf. Ängstlich wisperte er vor sich hin, sprach von »einem Haufen toter nackter Menschen«, die auf dem Meeresgrund liegen würden.
Es war das Jahr 1900. Stadiatis gehörte zu einer Tauchergruppe von der südöstlichen Ägäisinsel Symi. Die Männer waren im Westen der Ägäis unterwegs und suchten am Meeresgrund nach Naturschwämmen. Um sich vor einem starken Sturm in Schutz zu bringen, hatten sie unweit der winzigen Insel Antikythera geankert, die zwischen Kreta und dem griechischen Festland liegt. Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, glitten die Taucher wieder zum Meeresgrund hinab und stießen dabei auf ein Schiffswrack voll mit griechischen Kunstwerken. Es erwies sich als der bis dahin bedeutendste Wrackfund der Antike. Die »nackten Toten« waren nichts anderes als Marmorskulpturen, die zusammen mit vielen anderen Objekten auf dem Meeresboden verstreut lagen. Wenig später begannen an dem Ort die Arbeiten an der ersten großen Unterwassergrabung der Geschichte.
Ein Fundstück, ein Metallklumpen von der Größe eines dicken Wörterbuchs, blieb zunächst unbeachtet – schlicht, weil es so viele andere aufregende Entdeckungen gab. Doch einige Monate später fiel der Klumpen im Archäologischen Nationalmuseum in Athen auseinander und legte Präzisionszahnräder aus Bronze frei, die meisten ungefähr so groß wie eine Münze. Nach damaligem Kenntnisstand hätten derartige Zahnräder im antiken Griechenland oder auch sonst wo auf der Welt erst Jahrhunderte nach dem Schiffbruch existieren dürfen. Der Fund löste eine heftige Kontroverse aus…
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