Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Archäologie: Der Ursprung des Wohnens

Vor 9000 Jahren ließen sich Menschen erstmals häuslich nieder. In Çatalhöyük gestalteten sie ein Zuhause aus vier Wänden, in dem Jenseits und Diesseits, Arbeit, Essen und Ahnenverehrung untrennbar beieinander lagen. Es war der Grundstein dessen, warum Menschen sich mit einem bestimmten Ort identifizieren.
Reiche Symbolik

Es ist eine beeindruckende Naturkulisse, die sich inmitten der Türkei auftut: Mächtige Gebirgsketten umgeben dort die weitläufige Ebene von Konya. Auf dem Hochplateau liegen zahlreiche kleine Bauernhöfe, es reiht sich Feld an Feld. Wer sich nachts den Ausläufern der Berge nähert, erblickt in der Ferne die gleißenden Lichter der Stadt Konya. Dieser Anblick dürfte sich in den letzten 9000 Jahren nicht wesentlich verändert haben – die beleuchtete Skyline der Großstadt würde einem Besucher aus der Zeit um 7100 v. Chr. womöglich bekannter als gedacht vorkommen. Denn in der Ebene von Konya liegt die Wiege des urbanen Lebens.

Jahrtausende vor dem Aufstieg der Städte Mesopotamiens blühte in Anatolien die Protostadt Çatalhöyük (sprich »Tschatalhöjük«). Mit einer Fläche von 34 Hektar und bis zu 8000 Einwohnern nahm sie damals die Ausmaße einer Metropole an. Zirka 2000 Jahre lang wohnten Menschen an diesem Ort, bis sie ihn im 6. Jahrtausend v. Chr. allmählich verließen. Anders als in späteren Großsiedlungen hatten die Bewohner von Çatalhöyük weder zentrale Plätze angelegt noch große Monumente oder Paläste errichtet. Die Stadt wirkt eher so, als seien mehrere bäuerliche Dörfer zu einer »Megasite« zusammengewachsen – so bezeichnen Archäologen derartige Siedlungen. Hunderte Häuser aus Lehmziegeln standen in Çatalhöyük dicht beieinander, wobei keine Straßen von Bau zu Bau führten, sondern die Gebäude Flachdächer besaßen, die als Fußwege dienten. Über Dachluken konnten die Häuser betreten werden. Rund um die Stadt legten die Menschen kleine Felder an. Sonst scheinen sie, das lassen zumindest die Grabungsergebnisse vermuten, viel Zeit in ihren Räumen verbracht zu haben. Sie fertigten dort Kleidung, Werkzeuge, bemalten die Wände, besserten ihre Bauten aus oder bereiteten Essen zu. All das geschah direkt neben dem Schlafbereich – oder in den wärmeren Monaten auf den Hausdächern …

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Wann klingt eine Sprache schön?

Klingt Italienisch wirklich schöner als Deutsch? Sprachen haben für viele Ohren einen unterschiedlichen Klang, dabei gibt es kein wissenschaftliches Maß dafür. Was bedingt also die Schönheit einer Sprache? Außerdem in der aktuellen »Woche«: Rarer Fund aus frühkeltischer Zeit in Baden-Württemberg.

Spektrum Geschichte – Kleopatra und das mysteriöse Grab von Ephesos

Ein achteckiger Bau, mitten in Ephesos und angeblich das Grab einer ägyptischen Prinzessin? In dem Oktogon entspinnt sich ein historischer Krimi um Kleopatra, ihre Schwester und ihre römischen Liebhaber. Vor mehr als 2000 Jahren war ein Machtkampf um Ägypten auf Leben und Tod entbrannt.

Spektrum - Die Woche – Eine Sprache für die Welt

Zur lebendigen Diversität unserer Welt gehört auch die Vielfalt der Sprachen, in denen Menschen kommunizieren. Doch könnte es übergeordnet auch eine Sprache geben, in der wir uns alle verständigen - wie Esperanto?

  • Quellen

Allen, J. S.: Home. How habitat made us human. Basic Books, 2015

Bennison-Chapman, L. E.: Large clay balls at Çatalhöyük east. In: Ian Hodder (Hg.): The matter of Çatalhöyük. Reports from the 2009–2017 seasons. British Institute of Archaeology at Ankara, 2021

Hendy, J. et al.: Ancient proteins from ceramic vessels at Çatalhöyük west reveal the hidden cuisine of early farmers. Nature Communications 9, 2018

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.