Primatenarchäologie: Die anderen Werkzeugbauer
Die Flut steigt schnell, aber den Affen scheint das nichts auszumachen. Manche zanken sich, andere räkeln sich auf den Felsen und kauen in aller Ruhe an einer Auster, wieder andere genießen es, sanft gekrault zu werden. Die jüngeren unter ihnen machen sich einen Spaß daraus, vom Ast eines Baums hinunter in das warme, klare Meerwasser zu springen. Wie alle Tiere, die an diesem thailändischen Küstenabschnitt zu Hause sind, so leben auch sie im Einklang mit dem täglichen Rhythmus der Gezeiten.
Ich dagegen mache mir durchaus Sorgen wegen des steigenden Wassers. An diesem warmen Dezembertag im Jahr 2013 kauere ich am Strand neben einem sauber ausgehobenen, quadratischen Loch und strecke den Arm so tief wie möglich hinunter, um eine weitere Schaufel voll feuchtem Sand heraufzuholen. Das Loch ist nur einen halben Meter breit, aber ich habe Stunden gebraucht, um es nach dem Rückgang der nächtlichen Flut zu graben. Eine einzige achtlose Bewegung – und alles stürzt ein. Hektik wäre also kontraproduktiv.
Es handelt sich hier um eine archäologische Ausgrabung, und die sieht ganz so aus, wie man sie sich vorstellt: Überall liegen Eimer, Siebe, Schnüre, Wasserwaagen, Sammelbeutel und Maßbänder verstreut. Doch die uralten Objekte, die mich auf die kleine Insel Piak Nam Yai im Nationalpark Laem Son gelockt haben, sind keine typischen archäologischen Fundstücke. Ich suche weder nach Münzen oder Keramik noch nach Überresten einer ehemaligen Siedlung oder einer längst untergegangenen Kultur der Menschheit. Mir geht es vielmehr um verflossene Spuren jener Affenkultur, die weiter oben am Strand nicht zu übersehen ist.
Ich bin – zumindest vorübergehend – Primatenarchäologe …
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