Eiszeit: Norden stößt Klimaschaukel an
Im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte haben Eisbohrkerne aus Grönland und von der Antarktis faszinierende Wechselwirkungen zwischen dem Klima auf den beiden Erdhalbkugeln während des letzten Vereisungszyklus von vor etwa 110 000 bis vor 12 000 Jahren offenbart. Im Norden wurde die allgemein herrschende Kälte mehrfach von einer plötzlichen Erwärmung unterbrochen, gefolgt von einer leichten Abkühlung über einige Jahrhunderte, bevor die Temperatur wieder abrupt auf das eiszeitliche Niveau absackte. Diese so genannten Dansgaard-Oeschger- oder kurz DO-Ereignisse hatten Gegenstücke in der Antarktis, aber mit entgegengesetztem Verlauf: Während der Kältephasen in Grönland stieg am Südpol die Temperatur langsam an, erreichte ein Maximum und fiel während der warmen Episoden im Norden allmählich wieder ab.
In dem Maß, wie Forscher höher aufgelöste Daten von Eisbohrkernen aus der Antarktis gewannen und die Klimakurven für die beiden Hemisphären immer besser synchronisieren konnten, kristallisierte sich ein klarer zeitlicher Zusammenhang zwischen den DO-Ereignissen und den Temperaturmaxima am Südpol heraus. Letztere werden allgemein als Antarktische Isotopenmaxima (AIM) bezeichnet, weil das Verhältnis der beiden Sauerstoffisotope O-18 zu O-16 im Eis als Klimaindikator dient. Dennoch gelang es nicht, die Vorgänge im Norden und Süden auf weniger als einige Jahrhunderte genau einander zuordnen. Damit blieb offen, ob DO-Ereignisse und AIMs exakt zusammenfielen oder zeitlich verzögert auftraten.
Die Analyse eines neuen Eisbohrkerns vom Kamm des Westantarktischen Eisschilds (WAIS) durch Christo Buizert von der Oregon State University in Corvallis und seine Kollegen hat diese Unsicherheit nun beseitigt und gezeigt, dass der Umschwung am Südpol stets etwa 200 Jahre nach dem auf Grönland erfolgte. ...
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