Direkt zum Inhalt

Verhaltensbiologie: Asoziale bevorzugt

Menschen schätzen Menschen, die anderen helfen – das lässt sich sogar schon bei Kleinkindern beobachten. Bei Bonobos, die sich eigentlich ebenfalls gern kooperativ verhalten, ist das nicht der Fall. Sie scheinen überraschenderweise ausgerechnet jene Individuen zu favorisieren, die anderen das Leben schwer machen.

Christopher Krupenye und Brian Hare von der Duke University in Durham führten verschiedene Versuche mit jeweils rund 20 Affen einer kongolesischen Bonobo-Schutzstation durch. Zunächst zeigten sie den Zwergschimpansen animierte zweidimensionale Formen, die einander halfen, einen Hügel zu erklimmen, oder aber sich dabei behinderten. Anschließend konnten die Bonobos zwischen den sozial und antisozial handelnden Charakteren wählen. Die Forscher platzierten dafür Papierausschnitte der Formen auf Apfelschnitze und erfassten, nach welcher die Tiere zuerst griffen. In einem anderen Experiment mussten sich die Affen zwischen zwei ihnen unbekannten Menschen mit Leckerlis in den Händen entscheiden. Zuvor konnten sie diese dabei beobachten, wie sie entweder einer anderen Person halfen, ein verloren gegangenes Stofftier zurückzubekommen, oder es verhinderten.

Vor allem erwachsene Bonobos zeigten dabei eine Vorliebe für die antisozial handelnden Individuen. Bei heranwachsenden Affen fiel der Effekt schwächer aus. In einem weiteren Versuch fanden die Wissenschaftler Hinweise darauf, dass die Zwergschimpansen anti­soziales Verhalten möglicherweise deshalb bevorzugen, weil die betreffenden Individuen dadurch Dominanz signalisieren. Die Ergebnisse legen aus Sicht von Krupenye und Hare nahe, dass es sich bei unserer prosozialen Präferenz um ein neu erworbenes Merkmal handelt, das sich erst entwickelt hat, nachdem sich die evolutionären Wege von Mensch und Schimpanse getrennt haben.

  • Quelle
Curr. Biol. 10.1016/j.cub.2017.11.061, 2018

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.