Verhaltensbiologie: Asoziale bevorzugt
Menschen schätzen Menschen, die anderen helfen – das lässt sich sogar schon bei Kleinkindern beobachten. Bei Bonobos, die sich eigentlich ebenfalls gern kooperativ verhalten, ist das nicht der Fall. Sie scheinen überraschenderweise ausgerechnet jene Individuen zu favorisieren, die anderen das Leben schwer machen.
Christopher Krupenye und Brian Hare von der Duke University in Durham führten verschiedene Versuche mit jeweils rund 20 Affen einer kongolesischen Bonobo-Schutzstation durch. Zunächst zeigten sie den Zwergschimpansen animierte zweidimensionale Formen, die einander halfen, einen Hügel zu erklimmen, oder aber sich dabei behinderten. Anschließend konnten die Bonobos zwischen den sozial und antisozial handelnden Charakteren wählen. Die Forscher platzierten dafür Papierausschnitte der Formen auf Apfelschnitze und erfassten, nach welcher die Tiere zuerst griffen. In einem anderen Experiment mussten sich die Affen zwischen zwei ihnen unbekannten Menschen mit Leckerlis in den Händen entscheiden. Zuvor konnten sie diese dabei beobachten, wie sie entweder einer anderen Person halfen, ein verloren gegangenes Stofftier zurückzubekommen, oder es verhinderten.
Vor allem erwachsene Bonobos zeigten dabei eine Vorliebe für die antisozial handelnden Individuen. Bei heranwachsenden Affen fiel der Effekt schwächer aus. In einem weiteren Versuch fanden die Wissenschaftler Hinweise darauf, dass die Zwergschimpansen antisoziales Verhalten möglicherweise deshalb bevorzugen, weil die betreffenden Individuen dadurch Dominanz signalisieren. Die Ergebnisse legen aus Sicht von Krupenye und Hare nahe, dass es sich bei unserer prosozialen Präferenz um ein neu erworbenes Merkmal handelt, das sich erst entwickelt hat, nachdem sich die evolutionären Wege von Mensch und Schimpanse getrennt haben.
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