Astronomie und Praxis: Beobachtungen: Die Sonne im Jahr 2022
Das Jahr 2022 begann so vielversprechend wie das Vorjahr endete, nämlich mit einer weiterhin ansteigenden Sonnenaktivität. Beide Hemisphären unseres Tagesgestirns trugen mit wechselnden Anteilen stetig dazu bei. Die Zahl der Fleckengruppen kletterte von 131 auf 261; davon befanden sich 135 auf der südlichen Halbkugel der Sonne. Allgemein werden Sonnenfleckengruppen gemäß einem Schema klassifiziert, das der Schweizer Astronom Max Waldmeier (1912 –2000) einführte: Abhängig von ihrer Größe und Komplexität werden die Gruppen den Klassen A bis I zugeordnet. Eine Gruppe kann während ihrer Entwicklung alle Klassen durchlaufen, von der kleinsten Ausdehnung (Typ A) bis hin zu den größten Exemplaren der Typen E, F oder G. Die hinsichtlich ihrer Flächenausdehnung auffälligsten Gruppen sind in der Waldmeier-Klassifikation meistens die Typen E und F. Im Gradnetz der Sonne erreichen sie eine Längenausdehnung von mindestens 10 beziehungsweise 15 Grad. Selten sind auch bei den Typen D und C die Flächen von auffälliger Größe. Im Jahr 2022 entwickelten sich 34 Fleckengruppen des Typs E zu je gleicher Anzahl im Norden und Süden der Sonne; im Vorjahr waren es insgesamt nur acht gewesen. Gruppen des Typs F traten achtmal in Erscheinung, davon sechs im Norden. Hier zeigt sich die gestiegene Aktivität besonders deutlich, denn im Vorjahr trat keine einzige F-Gruppe auf. Zudem konnten 2022 nach mehr als einjähriger Pause Fleckengruppen mit einer Fläche von mindestens einem Promille der sichtbaren Sonnenhemisphäre beobachtet werden: eine im Mai und eine weitere im Dezember. An allen 365 Tagen des Jahres waren ein oder mehrere Sonnenflecken sichtbar; im Jahr davor zeigten sich noch 50 Tage fleckenlos.
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