Demenz: Auch die Verpackung des Erbguts spielt eine Rolle
Die Alzheimerkrankheit gibt Wissenschaftlern nach wie vor viele Rätsel auf. Sicher ist aber, dass es sich bei ihr um eine ziemlich komplexe Erkrankung handelt, an deren Entstehung auch epigenetische Prozesse beteiligt sind – also Mechanismen, die beeinflussen, wie unser Erbgut abgelesen wird. Das unterstreicht eine Untersuchung von Forschern um Jonathan Mill von der University of Exeter, für die das Team Proben aus dem entorhinalen Kortex des Gehirns von verstorbenen Gesunden und Demenzkranken analysierte. In diesem Areal machen sich neuronale Veränderungen bei Alzheimer besonders stark bemerkbar.
Ihr Augenmerk richteten die Wissenschaftler dabei vor allem auf Abweichungen bei der Azetylierung von Histonen. Letztere fungieren als Verpackungsproteine des Erbguts: Sie sind chemisch mit verschiedenen Markern versehen – beispielsweise eben Azetylgruppen –, die regulieren, ob die Bindung zwischen DNA und Histonen lokal verdichtet oder gelockert werden soll. Dies wirkt sich stark auf die Expression der Gene aus: Die Ablesemaschinerie der Zelle erreicht dicht verpackte Abschnitte nicht.
Dabei stießen Mill und seine Kollegen tatsächlich auf Unterschiede in Erbgutabschnitten, die etwa regulieren, wie die bei der Krankheit eine wichtige Rolle spielenden Tau- und Beta-Amyloid-Gene abgelesen werden. Diese Abweichungen sind in den Neuronen von Kranken und Gesunden regelmäßig auszumachen, so die Forscher. Ob sie Ursache oder Folge der Erkrankung sind, ist aber noch unklar.
Bei Mäusen konnten Wissenschaftler bereits in der Vergangenheit erfolgreich Medikamente testen, die an Enzymen ansetzten, die Histone deazetylieren. Allerdings verfügen Mensch wie Maus über insgesamt elf verschiedene solcher Histondeazetylasen: Welche Ziele idealerweise anzusteuern sind – und ob sich der Ansatz tatsächlich auf den Menschen übertragen lässt, müssen weitere Versuche erst noch zeigen.
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