Mykene (II): Auf den Spuren Homers
"Eine Burg, die gleich dem Strahl der Sonne und dem Schimmer der Mondes" leuchtete, so beschrieb der griechische Dichter Homer in seiner "Odyssee" die Residenz des Menelaos. Er schildert den Herrscher von Lakonien als einen der reichsten Männer der Welt, der es sich leisten konnte, die berühmte Schönheit Helena zur Frau zu nehmen. Das Weitere ist bekannt: Der trojanische Prinz Paris entführte die Gattin samt Schatz und löste damit einen mörderischen Krieg aus.
Mag auch die Tauglichkeit der homerischen Epen als historische Quelle umstritten sein, herrscht unter Experten doch Einigkeit darüber, dass ihre Hexameter die Verhältnisse der mykenischen Zeit reflektieren, also der späten Bronzezeit Griechenlands (17. – 11. Jahrhundert v. Chr.). Achilles, Agamemnon und Menelaos herrschten demnach in rustikalen Palästen, deren Mauern aus so mächtigen Blöcken errichtet wurden, dass nur Zyklopen sie hochgewuchtet haben konnten, wie die Autoren der klassischen Antike befanden. Und so sehr sie die mythischen Helden auch verehren mochten, hinderte es sie nicht daran, in den noch sichtbaren Burgruinen und Hügelgräbern nach Schätzen zu suchen.
Sparta, wie Homer wohl im 8. oder 7. Jahrhundert v. Chr. die Hauptstadt Lakoniens nannte, wäre hier eine erste Adresse gewesen, doch Thukydides, der Chronist des Peloponnesischen Kriegs (431 – 404 v. Chr.), beschrieb es als einfaches Militärlager; Zyklopenmauern erwähnte er nicht. ...
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