Künstliche Intelligenz: Auf der Jagd nach neuen Medikamenten
Bevor ein Wirkstoff für den Einsatz beim Menschen zugelassen wird, muss er zahlreiche Tests durchlaufen. Häufig kommt es dabei vor, dass vielversprechende Kandidaten unerwarteterweise doch noch ausscheiden. Einer der Gründe dafür sind die Cytochrome P450 (CYP450): eine Reihe von Enzymen, die hauptsächlich die Leber produziert. Sie zersetzen verschiedene Chemikalien und verhindern dadurch, dass sich diese im Blutkreislauf zu gefährlichen Mengen aufschaukeln. Wie sich herausstellt, hemmen viele Wirkstoffe die Produktion von CYP450, was sie für den Menschen toxisch macht.
Pharmafirmen versuchen daher vorab herauszufinden, welche Kandidaten eine solche Nebenwirkung haben könnten. Unter anderem analysieren sie das potenzielle Medikament im Reagenzglas, vergleichen wie ähnliche, bereits bekannte Wirkstoffe mit CYP450 reagieren oder führen Tierversuche durch. Allerdings erweisen sich etwa ein Drittel der so gewonnenen Vorhersagen als falsch. In diesen Fällen zeigen erst Versuche an Menschen, dass sich der Wirkstoff nicht eignet – was hohe Geldsummen und jahrelange Arbeit verschwendet.
Wegen solcher und anderer Schwierigkeiten steckt die Medikamentenentwicklung in der Pharmaindustrie seit mindestens zwei Jahrzehnten in einer Krise. Die Unternehmen geben zunehmend Geld aus – die zehn größten investieren inzwischen fast 80 Milliarden Euro jährlich – und bringen dabei immer weniger erfolgreiche Wirkstoffe hervor …
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