Augmented Reality - Realität mit Zusatznutzen
Ob in der Werbung, im Computerspiel oder in der Konstruktion neuer Automobilmodelle – Virtualität ist trendy. Nun gehen Informatiker daran, die vom Computer simulierte mit der wirklichen Welt zu verschmelzen; zu den Pionieren in Deutschland gehören Wissenschaftler des Darmstädter Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung. Der Fachterminus augmented reality (AR), zu deutsch "verstärkte Wirklichkeit", ist Programm: Der Nutzer behält seine Umgebung im Blick und erhält vom Computer zusätzliche Informationen über das Gesehene. Die Anwendungspalette berührt unterschiedlichste Bereiche. So wäre ein Reiseführer denkbar, der merkt, daß sein Benutzer das Heidelberger Schloß ansieht, und ihm Daten zur Geschichte einspielt. Einem Elektrotechniker auf der Suche nach einer Störungsquelle zeigt ein AR-System den Verlauf der Leitungen in der Wand, so wie dieser in der Datenbank hinterlegt ist. Dazu muß unter anderem ein leistungsfähiger, am Gürtel tragbarer Rechner aus dem Bild einer Mini-Videokamera erkennen, wohin der Nutzer gerade blickt. Transparente Displays, die den Blick auf die Umgebung nicht versperren, sind in der Entwicklung. Einen ungewöhnlichen Ansatz verfolgt dabei das amerikanische Unternehmen Microvision in Bothell (Washington): Ihr virtual retinal display projiziert Licht durch die Pupille direkt auf die Netzhaut. Die Lichtquelle rastert die Retina ab, farbige Bildpunkte entstehen durch Überlagern von roten, grünen und blauen Lichtstrahlen.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 2000, Seite 87
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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