Enterisches Nervensystem: Aus der Mitte des Körpers
Jeder kennt die Redewendungen: "etwas aus dem Bauch heraus entscheiden", "eine Enttäuschung herunterschlucken" oder "das Lachen bleibt einem im Halse stecken". Wenn wir zuversichtlich sind, haben wir "ein gutes Bauchgefühl", fürchten wir uns vor etwas, dann haben wir "die Hose voll", und wenn wir über ein Problem nachgrübeln, "liegt es uns schwer im Magen". Was der Volksmund schon lange beschreibt, erkennen Forscher inzwischen immer detaillierter: Der Verdauungstrakt arbeitet eng mit dem Gehirn zusammen.
Unsere Darmtätigkeit wird von hunderten Millionen Nervenzellen gesteuert. Sie bilden zusammen das Bauchhirn oder, in der Fachsprache, das "enterische Nervensystem". Es ist die größte Ansammlung von Nervenzellen außerhalb des Zentralnervensystems: Die Anzahl seiner Neurone übersteigt sogar die des Rückenmarks. Das Bauchhirn regelt die Kontraktionen des Darms, den Stofftransport durch die Darmschleimhaut und den Blutfluss innerhalb der Darmwand. Je nach Bedarf wählt es dabei verschiedene Programme, etwa zur Verdauung, oder verordnet dem Gedärm eine Ruhephase. Während wir schlafen, löst das Bauchhirn rhythmische Wellenbewegungen im Darm aus, die den schnellen Augenbewegungen während der REM-Schlafphasen ähneln.
Zwar zählt das Bauchhirn zum autonomen Nervensystem, also zur Gesamtheit jener Nervenzellen, die grundlegende Körperfunktionen regeln und dabei dem Einfluss von Willen und Bewusstsein nicht direkt unterliegen. Trotzdem ähnelt es in vielerlei Hinsicht dem Zentralnervensystem. So finden sich hier wie dort drei Sorten von Zellen: sensorische Neurone, die eingehende Sinnesreize registrieren; Interneurone, die als Zwischenstation die Aktivität anderer Nervenzellen steuern; und Motorneurone, die Bewegungen des Verdauungsorgans auslösen. Auch sind die Nervenknoten des Bauchhirns ähnlich wie im Gehirn oder Rückenmark verschaltet, um Informationen zusammenzuführen und zu verarbeiten ...
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