Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Aus fossilen Schädeln lesen

Vor rund zwei Millionen Jahren verschwanden die letzten Vertreter der Australopithecinen, den entfernten Verwandten des modernen Menschen. Seit Jahren versuchen Paläoneurologen, sich ein Bild von der Denkleistung dieser Vormenschen zu verschaffen – indem sie ihre Schädel ausgießen.
"Ein Schauer der Begeisterung durchfuhr mich" – so erinnert sich Raymond Dart an den Moment, als er Ende 1924 den fossilen Abdruck eines menschenähnlichen Gehirns in Händen hielt. Erst kurz zuvor war der Neuroanatom von London nach Südafrika gekommen, um an der University of Witwatersrand in Johannesburg die Abteilung für Anatomie zu übernehmen. Die anfängliche Enttäuschung, sein Forscherleben fernab der europäischen Wissenschaftswelt zu fristen, wandelte sich jedoch bald in erwartungsvolle Neugier: Minenarbeiter hatten aus einem Kalksteinbruch nahe des Dorfs Taung im Norden des Landes Millionen Jahre alte Fossilien von Primaten herausgesprengt. Darunter fand Dart das "versteinerte Gehirn" und den dazugehörigen Gesichtsschädel, der noch weit gehend von Kalkstein umschlossen war. Mit den Stricknadeln seiner Frau entfernte er behutsam die Ablagerungen – bis er gut zwei Monate später den fragmentierten Kinderschädel eines ausgestorbenen Hominiden vor Augen hatte. Dart hatte das erste Exemplar eines Vormenschen in Afrika entdeckt und taufte ihn Australopithecus africanus: afrikanischer Südaffe. Später ging das Fossil als "Kind von Taung" in die Geschichte ein. Darts Entdeckung war von besonderer Tragweite: Sie legte den Grundstein für die Paläoneurologie, die sich mit der Evolution des Gehirns früher Hominiden befasst. Besonderes Augenmerk richtete Dart nämlich auf das fossile Hirn des jungen Australopithecus africanus. Feine Sedimente hatten die Schädelhöhle ausgefüllt und einen natürlichen Abguss von deren Innenseite entstehen lassen – so war es erstmals möglich geworden, die äußere Hirnstruktur eines ausgestorbenen Hominiden zu rekonstruieren ...

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – 50 Jahre Lucy

Vor 50 Jahren wurde in Äthiopien ein hervorragend erhaltenes Teilskelett von Australopithecus afarensis entdeckt. Auch ein halbes Jahrhundert nach seiner Entdeckung gilt das 3,2 Millionen Jahre alte Fossil immer noch als Urmutter aller Menschen. Doch »Lucy« hat Konkurrenz bekommen. Außerdem im Heft: Ein neues Quantenparadoxon löst Kontroversen aus. Der Drehimpuls eines Teilchens scheint sich von diesem zu lösen und sich körperlos zu bewegen – aber ist das wirklich so? Nanokapseln, wie jene der RNA-Impfstoffe, sollen die Medizin revolutionieren. Doch immer wieder tritt durch die Nanomedikamente eine gefährliche Immunreaktion auf. Was steckt dahinter? Nördlich von Berlin untersucht ein Forschungsprojekt, wie sich trockengelegte Moore wiedervernässen lassen. Schließlich stellen wir in der Rubrik »Forschung Aktuell« die Nobelpreisträger für Physik, Chemie und Medizin oder Physiologie sowie deren bahnbrechende wissenschaftliche Beiträge vor.

Spektrum Kompakt – Neandertaler - Menschen wie wir

Neandertaler waren primitiv und dem Homo sapiens weit unterlegen? Irrtum. Mit modernen Analysemethoden untersuchten Forscher Zähne, Genom und Artefakte. Die Ergebnisse zeigen: Moderne Menschen und Neandertaler haben mehr gemeinsam als gedacht.

Spektrum Kompakt – Frühe Kunst - Was Höhlenmalereien und Felszeichnungen verraten

Immer mehr frühe Kunstwerke kommen ans Licht, weltweit haben Menschen vor Jahrtausenden bereits Eindrücke ihrer realen und spirituellen Welt verewigt. Für Forschende heute sind sie ein spannendes Archiv der Vergangenheit.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.