Albert-Maucher-Preis: Ausgezeichnet: Oh, wie kalt macht Panama!
Zum elften Mal vergab die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) den mit 20000 Mark dotierten Albert-Maucher-Preis, mit dem junge Nachwuchsforscher im Bereich der Geowissenschaften gefördert werden sollen, die mit eigenständigen, DFG-finanzierten Forschungsprojekten hervorragende Ergebnisse erzielen konnten.
Preisträger für das Jahr 2001 ist der Meeresgeologe Gerald Haug (33). Er forscht seit 1999 an der ETH Zürich im Department Erdwissenschaften. Vorher führten ihn seine Forschungsaufenthalte unter anderem an das Forschungszentrum für marine Geowissenschaften (Geomar) in Kiel und die Ozeanographische Institution in Woods Hole (Massachusetts). Haugs Forschungsschwerpunkt sind die Klimaschwankungen in der erdgeschichtlichen Vergangenheit, insbesondere die vor etwa vier Millionen Jahren einsetzende Klimawende. Dabei kühlte sich die Erde dramatisch ab, und es bildete sich eine permanente Eiskappe auf der Nordhemisphäre. Seitdem pendelt das Weltklima zwischen Eis- und Warmzeiten – bei einem eher niedrigen Temperaturniveau.
Haug konnte zeigen, dass die Schließung der bis dahin offenen mittelamerikanischen Meeresverbindung zwischen Atlantik und Pazifik – der Isthmus von Panama – bei diesem Klimawechsel eine entscheidende Rolle gespielt hat. Erst dadurch bildeten sich die heutigen mächtigen Meeresströmungen, die das globale Klima entscheidend beeinflussen (vgl. SdW 11/98, S. 32).
Durch die vor 4,6 Millionen Jahren einsetzende Abschnürung der mittelamerikanischen Meeresstraße verstärkte sich der warme Golfstrom. Vor 2,7 Millionen Jahren schloss sich die Landverbindung zwischen Nord- und Südamerika. Bis dahin gelangte immer weniger carbonatreiches und gut durchlüftetes Tiefenwasser aus dem Nordatlantik in das überwiegend carbonatarme und schlecht durchlüftete Zwischenwasser der Karibik. Dies spiegelt sich im Kohlenstoff-Isotopen-Verhältnis von Kalkschalen und im Carbonatgehalt von Sedimenten wieder, die Haug anhand von bis zu 1000 Meter langen Bohrkernen untersucht hat, die im Rahmen des internationalen "Ocean Drilling Program" mit dem Bohrschiff "Joides Resolution" gewonnen wurden.
Die mit dem Golfstrom verstärkt in den nordatlantischen und arktischen Raum einströmenden tropisch-subtropischen Wassermassen erhöhten dort die Luftfeuchtigkeit und Niederschlagsmenge. Damit war eine Voraussetzung für die Bildung eines nördlichen Eisschilds geschaffen. Die permanente Vereisung setzte jedoch erst ein, als die veränderte Erdschiefe, die einem Zyklus von etwa 41000 Jahre unterliegt, für deutlich kältere Sommer auf der Nordhalbkugel sorgte. Dies konnte Haug ebenfalls anhand von Isotopen-Verhältnissen – diesmal denen des Sauerstoffs – in Muschelschalen und Mikrofossilien von Bohrkernen nachweisen. Gerald Haugs Forschungsinteressen erstrecken sich auch auf die biogeochemischen Kreisläufe des Ozeans und kurzfristigere Klimaschwankungen in den Tropen auf Zeitskalen von Jahren bis Jahrtausenden und deren Auswirkung auf frühe Kulturen.
Der "Maucher-Preis für Geowissenschaften" ist nach seinem Stifter, dem Münchener Geologen Albert Maucher (1907-1981), benannt.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 2002, Seite 103
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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