ALFRIED-KRUPP-WISSENSCHAFTSPREIS: Ausgezeichnet: Pioniere im Reich der Atome und Photonen
In den letzten Jahrzehnten ließen sich viele der bizarren Konsequenzen der Quantenmechanik in Experimenten realisieren, von denen die Schöpfer der Quantentheorie nur träumen konnten. Einen maßgeblichen Anteil daran haben die Physiker Theodor W. Hänsch (61) und Herbert Walther (67) vom Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching bei München. Für ihr Lebenswerk erhalten sie zu gleichen Teilen den diesjährigen Alfried- Krupp-Wissenschaftspreis 2002 in der Klasse der Ingenieurs- und Naturwissenschaften.
Hänsch und Walther haben mit ihren zahlreichen Arbeiten gänzlich neue Forschungsgebiete begründet. So entwickelte Hänsch gemeinsam mit Arthur L. Schawlow, einem der Erfinder des Lasers, die Idee der Laser-Kühlung atomarer Gase (SdW 12/97, S. 14) – eine entscheidende Voraussetzung, um Bose-Einstein-Kondensate zu erzeugen. 1998 realisierte er den ersten Atomlaser, der einen kontinuierlichen Strahl kohärenter Materiewellen erzeugt (SdW 5/99, S. 30). Erst kürzlich machten Hänsch und seine Arbeitsgruppe Furore, als es ihnen gelang, einen neuen Quantenzustand extrem kalter Materie zu erzeugen (SdW 5/02, S. 12).
Herbert Walther gehört zu den Pionieren der Quantenoptik und hat zudem bahnbrechende Forschungsleistungen in der Atom- und Laserphysik erbracht. Er begründete das Forschungsgebiet der so genannten Hohlraum-Quanten-elektrodynamik (SdW 6/93, S. 48) mit seinen Experimenten zum "Mikromaser" oder Ein-Atom-Maser. Darin wechselwirken einzelne Atome oder Ionen mit einzelnen Photonen oder Quanten des elektromagnetischen Feldes. Mit diesem elementaren System lassen sich die Grenzen zwischen dem mikroskopischen Bereich der Quantenmechanik und der makroskopischen Welt der klassischen Physik ausloten. Aus der Grundlagenforschung mit Ein-Atom-Masern sind später winzige Lasersysteme hervorgegangen, die eine große Rolle in der optischen Kommunikation spielen.
Beide Physiker studierten und promovierten an der Universität Heidelberg. Hänsch lehrte und forschte anschließend bis 1986 mehr als fünfzehn Jahre an der Universität Stanford. Walther führten Gastaufenthalte nach Frankreich und in die USA. Nach Professuren in Bonn und Köln wechselte er an die Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde 1975 Direktor der neu gegründeten Projektgruppe für Laserforschung der Max-Planck-Gesellschaft, aus der 1981 das MPI für Quantenoptik hervorging.
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hat den Alfried-Krupp-Wissenschaftspreis 1998 eingerichtet, der an herausra-gende Wissenschaftler aus den Natur- und Ingenieurs- sowie den Geistes-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften vergeben wird und mit jeweils 52000 Euro dotiert ist.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 2002, Seite 107
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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