Georg Heberer Award: Ausgezeichnet: Tierische Stammzellen verhindern Organabstoßung
Das "zweite Leben" nach einer Organtransplantation ist von Normalität oft noch weit entfernt: Lebenslang müssen die Empfänger in hoher Dosis Medikamente einnehmen. Diese sollen eine Abstoßung des fremden Organs durch die körpereigene Abwehr verhindern. Während der chirurgische Eingriff zur Verpflanzung eines Organs dank perfektionierter Operationstechniken inzwischen fast schon Routine ist, leiden die Empfänger einer Organspende oft unter starken Nebenwirkungen der Medikamente.
Die Transplantationsforschung sucht deshalb nach Mitteln und Wegen, mit denen sich die Toleranz des Immunsystems gegenüber Spender-organen erhöhen und so eine Abstoßung bereits im Ansatz verhindern lässt. Einen wichtigen Beitrag für das Ermöglichen einer solchen Immuntoleranz beim Empfänger liefern die Arbeiten des Mediziners Fred Fändrich. Für seine Forschung an embryonalen Stammzellen von Ratten erhielt er kürzlich den mit 25000 US-Dollar dotierten Georg Heberer Award.
Fändrich, der seit 1991 am Universitätsklinikum in Kiel tätig ist, stellte embryonale Stammzelllinien genetisch unterschiedlicher Ratten eines Stammes her. In Ratten eines anderen Stammes übertragen, führten die Stammzellen dort zu einer lang anhaltenden Immuntoleranz gegenüber transplantierten Herzen.
Worauf die Auslösung der Immuntoleranz durch die Stammzellen beruht, ist noch weitgehend unklar. Eventuell wird sie durch ein Protein bewirkt, das die embryonalen Stammzellen bilden. Dieser so genannte Fas-Ligand versetzt sie in die Lage, Zellen des Immunsystems abzutöten.
In künftigen Projekten will Fändrich genauer klären, welche Proteine für den beobachteten Toleranzeffekt verantwortlich sind. Diese könnten dann auch in Stammzellen übertragen werden, die man zuvor aus einem erwachsenen Organismus gewonnen hat (adulte Stammzellen).
Der Georg Heberer Award wurde nach dem international anerkannten Münchner Chirurgen und Wissenschaftler Georg Heberer benannt und wird jährlich durch die Ludwig-Maximilians-Universität in München verliehen. Gestiftet wird er von der seit fünfzig Jahren bestehenden US-amerikanischen Chiles Foundation.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2002, Seite 102
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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