Johann-Georg-Zimmermann-Preis: "Ausgezeichnet": Wärme gegen Tumoren
Johann Georg Zimmermann (1728–1795), Leibarzt von König Georg III., ist der Namengeber einer der ältesten medizinischen Auszeichnungen in Deutschland. Der diesjährige Preisträger ist Michael Bamberg, seit 1988 Leiter der Klinik für Radioonkologie an der Universität Tübingen. Der 1972 von der Deutschen Hypothekenbank gestiftete Preis ist mit 15000 Euro ausgestattet und wird jährlich vergeben.
Der Mediziner Bamberg erhält die Auszeichnung für seine besonderen Verdienste um die Strahlentherapie bei Tumoren. Er hat die Ergebnisse der eigenen Grundlagenforschung in äußerst wirksame Behandlungskonzepte umgesetzt. So entwickelte er eine Standardtherapie bei bestimmten Hodentumoren, bei der es sogar gelang, die Zeugungsfähigkeit von Erkrankten zu erhalten.
Eine besondere Bedeutung hat dabei die so genannte Hyperthermie, eine Therapie, bei der Krebszellen durch eine gezielte Erwärmung des Gewebes auf Temperaturen ab etwa 40,5 Grad Celsius zerstört werden – etwa durch Radio- oder Ultraschallwellen. Dass Tumorzellen durch Wärme abgetötet oder in ihrem Wachstum gehemmt werden können, ist im Prinzip schon seit längerem bekannt. So beobachtete man, wie sich Tumoren nach Erkrankungen mit hohem Fieber spontan verkleinerten. Gezielte Wärme zerstört Krebszellen, indem sie die Eiweißstrukturen im kranken Gewebe verändert oder den Stoffwechsel so beeinflusst, dass die Tumoren übersäuern und absterben, weil bestimmte Stoffwechselprodukte dort nicht mehr abtransportiert werden können. Die Nebenwirkungen sind dabei – vor allem im Vergleich zu aggressiveren Methoden wie der Chemotherapie – für die meisten Patienten gering; Komplikationen drohen jedoch, wenn Implantate wie Herzschrittmacher oder künstliche Gelenke im Spiel sind.
Auch wenn das Prinzip der Hyperthermie recht einfach klingt, erfordert ihr Einsatz höchst komplizierte Technik und ausgefeilte Methoden, denn es genügt nicht, das Gewebe einfach nur zu erwärmen. Es gilt vielmehr die erhöhte Temperatur gleichmäßig auf das Zielvolumen zu verteilen. Für den Behandlungserfolg ist es deshalb entscheidend, dass sich die Temperatur in der gesamten Behandlungsregion präzise messen und kontrollieren lässt. Dies zu optimieren ist ein Schwerpunkt von Bambergs Forschungen. Er befasst sich außerdem mit der biologischen Wirkung ionisierender Strahlung auf Tumor- und Normalgewebe, hochpräzisen computergesteuerten Verfahren in der Strahlentherapie und dem Zusammenwirken chemischer Substanzen mit der Bestrahlung. Denn Hyperthermie wird nicht nur allein, sondern auch in Kombination mit anderen Therapien eingesetzt. Dabei erweist es sich als Vorteil, dass vor allem diejenigen Krebszellen bei Hitze absterben, die am wenigsten strahlenempfindlich sind. Hyperthermie und Therapie mit Röntgenstrahlen ergänzen sich so sinnvoll. Des Weiteren lässt der Wärmeeinfluss die Zellmembranen durchlässiger für Chemotherapeutika werden.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 4 / 2002, Seite 101
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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