Avicenna : Ein Muslim im Kirchenfenster
Über einem Altar im nördlichen Querschiff des Mailänder Doms befindet sich ein buntes Glasfenster von besonderer wissenschaftshistorischer Bedeutung. Es zeugt von der Rezeption arabischer Wissenschaften in unserem europäischen Mittelalter. Gestiftet hatte es 1479 die örtliche Apothekerzunft.
Dargestellt sind legendenhafte Szenen aus dem Leben des Johannes von Damaskus (um 650–750). Dieser Sohn eines arabischen Christen arbeitete zunächst in der Finanzverwaltung der Omaijadenkalifen. Nach einem Herrscherwechsel zog er sich als Mönch in ein Kloster bei Jerusalem zurück, wo er unter anderem eine spöttische Polemik gegen den noch jungen Islam und seinen Stifter Mohammed verfasste. Er schrieb in seiner Muttersprache Griechisch, das die Muslime nicht lesen konnten. Die christliche Kultur in der Region mit ihren Klöstern und der Kenntnis des Griechischen ermöglichte auch das Weiterleben der antiken Wissenschaften. Erst ab dem 9. Jahrhundert begannen arabische, persische und syrische Gelehrte, die entsprechenden Werke ins Arabische zu übersetzen, so dass sie jedermann zugänglich wurden …
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