Chemische Unterhaltungen: Die bunte Welt der Azofarbstoffe
Azofarbstoffe gehören zu den synthetischen Farbstoffen. Das heißt, sie kommen in der Natur nicht vor, sondern der Mensch hat sie »erfunden«. Um ihre Entwicklung nachzuvollziehen, muss man etwas in die Wissenschaftsgeschichte eintauchen.
Im Zuge der industriellen Entwicklung Englands wurden im 17. und 18. Jahrhundert in Schottland und Irland große Waldflächen gerodet. Das Holz benötigte man zum einen für den Schiffsbau und zum anderen für die Produktion von Holzkohle, um damit in Hochöfen aus Erz Eisen zu gewinnen. Irgendwann ging der Rohstoff zur Neige, und es bedurfte eines Holzkohleersatzes für die Eisenverhüttung. Die Wahl fiel auf Steinkohle, die in nahezu unerschöpflicher Menge vorhanden war. Allerdings musste zunächst ein Verfahren entwickelt werden, um den in ihr enthaltenen Schwefel zu entfernen, der das Eisen spröde und damit unbrauchbar macht. Abraham Darby II schaffte dies 1735 mit der Erfindung der Verkokung, bei der sich Steinkohle unter Luftabschluss bei 1100 bis 1300 Grad Celsius zersetzt. Neben dem so genannten Koks entstehen dabei verschiedene Gase, vor allem Methan und Wasserstoff, sowie große Mengen an Steinkohleteer. Durch Zufall entdeckten die Arbeiter einer Kokerei, dass die gasförmigen Abfallprodukte brennbar sind, und nutzten diese fortan, um ihre Arbeitsstätte zu beleuchten. Die Anwendung machte rasch Schule; Gaslaternen und später Gasöfen verbreiteten sich weltweit. Für die Unmengen an Teer gab es hingegen keine sinnvolle Verwendung, und man verklappte deshalb die zähflüssige schwarze Masse zum Teil im Meer, was zu ökologischen Problemen führte ...
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