Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Mikrobiologie: Vorteilhafte Vielfalt

Bakterien mit gleichem Erbgut sollten sich unter identischen Bedingungen auch ähnlich verhalten – eigentlich. Manchmal können aber Abweichler für einen klaren Wachstumsvorteil sorgen.
Klebsiella-Zellen, die Luftstickstoff fixieren

Gelangt ein Bakterium an einen Ort mit günstigen Umweltbedingungen, beginnt es sich zu teilen. Innerhalb kürzester Zeit entsteht so eine Gemeinschaft aus Lebewesen mit identischem Erbgut. In der gleichen Situation sollten sich diese Klone eigentlich ähnlich verhalten. Dass dies in der Natur nicht immer so ist, und warum das seine Vorteile hat, zeigten Wissenschaftler um Frank Schreiber von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Sie untersuchten eine Mikrobe, die gasförmigen Stickstoff (N2) aus der Luft aufnehmen und in ihre Zellbausteine einbauen kann. Diese Fähigkeit bietet einen Überlebensvorteil bei knappem Nährstoffangebot, denn Stickstoff ist unentbehrlich für den Aufbau von Eiweißen und der Erbsubstanz DNA. Während Tiere und Pilze das Element in Form von organischen Verbindungen mit der Nahrung aufnehmen müssen, können Pflanzen und die meisten Bakterien zusätzlich anorganische Substanzen wie Ammoniumionen (NH4+) nutzen. Deren Verfügbarkeit ist in der Natur allerdings begrenzt und schwankt zudem – ein wachstumsbegrenzender Faktor für die davon abhängigen Lebewesen. Stickstofffixierer sind da im Vorteil, denn N2 gibt es immer genug in der Luft.

Allerdings ist die Dreifachbindung zwischen den beiden Atomen des Stickstoffmoleküls sehr stabil, ihr Aufbrechen dementsprechend energieintensiv. Das nach den deutschen Chemikern Fritz Haber und Carl Bosch benannte industrielle Verfahren benötigt 400 bis 500 Grad Celsius und 150 bis 300-fachen Atmosphärendruck, damit aus molekularem Stick- und Wasserstoff Ammoniak (NH3) entstehen kann. Die Bakterien führen im Prinzip die gleiche Reaktion, aber unter physiologischen Bedingungen durch, und zwar mit Hilfe eines Enzymkomplexes namens Nitrogenase. Sie bezahlen dafür in der Energiewährung der Zelle, dem Adenosintriphosphat (ATP), von dem 16 Moleküle pro gespaltenem N2 verbraucht werden. Wie bei allen teuren Sachen empfiehlt sich der Verzicht, so­lange eine billigere Alternative zur Verfügung steht. Und wirklich verwenden ebenfalls solche Mikroben bevorzugt gelöste Stickstoffsalze. Deren Gegenwart unterdrückt die Bildung der Nitrogenase, was einen weiteren Spareffekt zur Folge hat, nämlich bei den Aminosäuren für den Aufbau der Enzymmoleküle. ...

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Unwahrscheinlich tödlich

Die Gefahren des Alltags mögen klein wirken – und werden doch schnell unwahrscheinlich tödlich. Skurrile Todesfälle sind nicht nur etwas für Gruselfans, sondern lehren auch, welche Putzmittel nicht vermischt werden sollten, wie man Reis gefahrlos lagert und wie viel Lakritze einem das Leben kostet.

Spektrum Gesundheit – Mikrobiom – So beeinflusst der Darm unsere Psyche

Wie unser Darm und unsere Psyche zusammenhängen und wieso Stress auf die Verdauung schlägt, lesen Sie ab sofort in »Spektrum Gesundheit«. Plus: Warum der BMI in die Irre führt + Unbekannte Gefahr Cholesterin + Wie das Nervensystem auf Tumoren einwirkt

Spektrum der Wissenschaft – Das Geheimnis der Dunklen Energie

Seit ihrer Entdeckung ist der Ursprung der Dunklen Energie rätselhaft. Neue Teleskope und Theorien sollen Antworten geben. Außerdem: Mit DNA-Spuren aus Luft oder Wasser lässt sich die Verbreitung verschiedenster Arten störungsfrei erfassen. Lassen sich riesigen Süßwasservorkommen, die unter mancherorts unter dem Meeresboden liegen, als Reserven nutzen? RNA-Ringe sind deutlich stabiler als lineare RNA-Moleküle und punkten daher als Arzneimittel der nächsten Generation. Ein Mathematiker ergründete auf Vanuatu, wie die Sandzeichnungen der Bewohner mit mathematischen Graphen zusammenhängen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.