Leser fragen - Experten antworten: Beeinflusst die Temperatur radioaktive Zerfallsreihen?
Seit nahezu 40 Jahren bin ich begeisterter Leser dieser tollen Zeitschrift, hierzu meine Hochachtung. Heute habe ich eine Frage zum Artikel im Oktoberheft 2019 auf S. 12: »Kam das Sonnensystem früher zur Ruhe als gedacht?« Dort lautet eine Textpassage in der rechten Spalte: » … wurden verschiedene radioaktive Zerfallsreihen herangezogen, die für unterschiedliche Temperaturen empfindlich sind.« Ist es tatsächlich richtig, dass radioaktive Zerfälle von der Temperatur beeinflusst werden? Fehlen hier vielleicht weitere Erläuterungen?
Prof. Dr. Erwin A. T. Wosch
Radioaktive Zerfallsreihen sind per se nicht temperaturempfindlich, aber die Gesteine, in denen diese zur Datierung genutzten Zerfälle stattfinden, sind es. Daher ist bei der Interpretation gemessener Element- und Isotopenverhältnisse immer zu beachten, was seit der Entstehung eines Gesteins mit diesem passiert ist. Beispielsweise eignet sich der Beta-Minus-Zerfall des Kalium-Isotops 40K gut zur Datierung von Meteoritengesteinen. Es hat eine Halbwertszeit von 1,3 Milliarden Jahren; in dieser Zeit ist jeweils die Hälfte des vorhandenen 40K zerfallen. Dabei wandeln sich 89 Prozent des 40K in das Kalzium-Isotop 40Ca um. Dieses ist nicht nachweisbar, da es sich vom bereits im Gestein in größeren Mengen vorhandenen Kalzium nicht unterscheidet. Es geht deshalb in der Masse des gesamten Kalziums einfach unter …
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