Editorial: Bei Nacht und Nebel
Liebe Leserin, lieber Leser,
mit einer nur wenige Zeilen umfassenden Mitteilung »Ueber grosse Nebelmassen im Sternbilde des Schwans« in den »Astronomischen Nachrichten« leitete der Heidelberger Astronom Max Wolf im Jahr 1891 die Entdeckungsgeschichte vieler nebelartiger Objekte am Himmel ein. Was der Pionier der Astrofotografie damals als »Höhlennebel« oder »Randnebel« beschrieb, sind Sternentstehungsgebiete: Leuchtkräftige Sterne, die sich in dunklen Molekülwolken formen, ionisieren das Gas am Wolkenrand zu einem leuchtenden Nebel (S. 40).
Heute, mehr als 120 Jahre später, können wir solche Gas- und Staubnebel in unvergleichlicher Schärfe ablichten (siehe Titelbild). Was sich aber genau in Sternentstehungsgebieten abspielt, gibt uns noch so manches Rätsel auf. Das liegt zum einen daran, dass Sterne in den dichten, für normales Licht undurchdringlichen Teilen der Molekülwolken geboren werden. Zum anderen sehen wir alle Geburtsstätten nur in einer Art Momentaufnahme, was ihren Vergleich erschwert. So diskutieren Astronomen noch immer, wie sich denn die Materie in einer neu entstehenden Sternpopulation auf die einzelnen Sterne verteilt. Christian Wolf geht in unserer Titelgeschichte dieser Frage nach (S. 30).
Wenn Sie selbst die »Nebelmassen im Schwan« beobachten wollen, so finden Sie in unserer Rubrik »Aktuelles am Himmel« ab S. 54 Hinweise dazu. Und in der Serie »Deep-Sky-Objekte visuell«, die in diesem Heft beginnt und in lockerer Folge weitergeführt wird, gibt Ihnen Stefan Oldenburg nützliche Tipps zum Umgang mit Ihrem Teleskop und zur Beobachtung von Nebeln, Sternhaufen und Galaxien (S. 70). Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei Ihren nächtlichen Erkundungen!
Herzlichst grüßt Ihr
Uwe Reichert
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