Geologie: Berechenbarer Feuerberg
Jonathan Lees von der Universität von North Carolina in Chapel Hill hat ein Modell entwickelt, das die wiederkehrenden Eruptionen des ostrussischen Vulkans Karymsky voraussagt. Dieser gleicht in seinem Aktivitätsmuster dem italienischen Stromboli. Deshalb glaubt Lees, dass sich sein Modell auf alle Vulkane dieses Typs übertragen lässt. Eine Schlüsselrolle spielt der 100 Meter dicke Pfropf aus zäher, fast fester Lava, der den Schlot des Karymsky verschließt. Gashaltiges Magma, das kontinuierlich nach oben strömt, setzt ihn zunehmend unter Druck. Das erzeugt Scherkräfte zwischen ihm und der Schlotwand. Dadurch verflüssigt sich die Lava am Rand des Pfropfs, der Druck hebt ihn an, und Gas und Asche entweichen. Wenn der Vulkan genug Dampf abgelassen hat, sinkt der Verschluss in den Schlot zurück. Da die Scherkräfte für kurze Zeit wegfallen, erstarrt der Rand des Pfropfs, sodass er wieder an der Schlotwand festklebt – der Zyklus beginnt von vorne. Der zeitliche Abstand der Eruptionen wird nach dem Modell von Lees durch Dichte, Temperatur, Fließelastizität (den Zusammenhang zwischen Scherkraft und Verflüssigung) und Druck der Lava bestimmt.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 2001, Seite 26
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