Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Berührungen: Heilsamer Hautkontakt

Sobald Menschen einander berühren, passieren erstaunliche Dinge. Das Herz schlägt langsamer, der Körper schüttet weniger Stresshormone aus und wir fühlen uns sicher und geborgen. Doch was, wenn Körperkontakt zu anderen Menschen nicht möglich ist?
Eine Mutter hält ihr schlafendes Baby in den Armen.

Ende 2019 plante die Dänin Sine Ludvigsen zusammen mit ihrer Freundin Vibe Kiil in Berlin eine Ausstellung zum Thema Hauthunger. Aber die Künstlerinnen und Künstler, denen sie von ihrem Plan berichtete, konnten mit dem Thema wenig anfangen. Als Ludvigsen bei Google nach »Hauthunger« suchte, stieß sie vorwiegend auf pornografische Inhalte. Die Dänin war überrascht, denn in ihrer Heimat ist Hauthunger – »Hudsult« genannt – ein geläufiger Begriff. Er beschreibt dort die (unschuldige) Sehnsucht nach Körperkontakt. Heute, rund drei Jahre später, ist auch hier zu Lande diese Art von »Hauthunger« bekannter geworden. Gibt man den Begriff nun in die Suchmaschine ein, erscheinen die Headlines seriöser Zeitungen. Offenbar haben die Abstandsregeln während der Coronapandemie bei vielen Menschen »Hauthunger« ausgelöst.

Wissenschaftler beschäftigen sich schon lange mit dem Bedürfnis nach Körperkontakt. Erste Experimente dazu stammen aus den 1950er Jahren. Damals trennte der US-amerikanische Psychologe Harry Harlow Affen junge von ihren Müttern...

Kennen Sie schon …

Spektrum Psychologie – Bindung ist kein Schicksal

Wer sich als Kind ungeliebt fühlt, dem fällt es später im Leben schwerer, vertrauensvolle Bindungen einzugehen. Doch alte Beziehungsmuster lassen sich überschreiben. Wie, das erfahren Sie in dieser Ausgabe. Außerdem widmen wir uns Nachbarschaftsstreitigkeiten und klären, was Schönheit ausmacht.

Gehirn&Geist – Beziehungen: Wie sie prägen, wann sie stärken

Das Dossier widmet sich sozialen Beziehungen in all ihren Facetten: zwischen Partnern, Eltern und Kindern, Freunden oder in Gemeinschaften. Die Beiträge liefern wichtige, aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung. Sie verdeutlichen, wie heilsam und wichtig die Verbundenheit mit anderen ist, aber auch, wann sie schaden kann. So zeigt der Beitrag zum Thema Bindungsfähigkeit, dass die Erfahrungen der ersten Lebensjahre prägend sind. Doch Bindungsstile lassen sich ändern. Mit vernetzten Hirnscannern ergründen Mannheimer Forscherinnen und Forscher die Geheimnisse sozialer Interaktionen, die einiges über die Beziehung verraten. Das Hormon Oxytozin gilt als soziales Bindemittel. Ein reines Kuschelhormon ist es dennoch nicht. Auch Umarmungen spielen im Alltag vieler Menschen eine wichtige Rolle, aber erst jetzt beginnen Psychologen, dieses Verhalten zu verstehen.

Spektrum Kompakt – Abenteuer Familie

Miteinander leben und gemeinsam aufwachsen: Der Familienalltag bedeutet ein intimes Miteinander, das in guter Erinnerung bleiben will. Denn das Netzwerk aus Eltern und Geschwistern flicht Verbindungen solcher Art, die auch Jahre später noch prägend sein werden - ob positiv oder negativ.

  • Quellen

Ditzen, B. et al.: Effects of different kinds of couple interaction on cortisol and heart rate responses to stress in women. Psychoneuroendocrinology 32, 2007

Dreisörner A. et al.: Self-soothing touch and being hugged reduce cortisol responses to stress: A randomized controlled trial on stress, physical touch, and social identity. Comprehensive Psychoneuroendocrinology 8, 2021

Eckstein, M. et al.: Calming effects of touch in human, animal, and robotic interaction – scientific state-of-the-art and technical advances. Frontiers in Psychiatry 11, 2020

Hardin, S. J. et al.: Parent-training with kangaroo care impacts infant neurophysiological development & mother-infant neuroendocrine activity. Infant Behavior and Development 58, 2020

von Mohr, M. et al.: Social touch deprivation during Covid-19: Effects on psychological wellbeing and craving interpersonal touch. Royal Society Open Science 8, 2021

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.