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Bewusstsein: Der Stoff, aus dem die Gedanken sind

Wie entsteht bewusstes Denken? Darüber zerbrachen sich jahrhundertelang vor allem Philosophen den Kopf. Der französische Kognitions­wissenschaftler ­Stanislas Dehaene beschreibt in seinem neuen Buch, wie Bewusstsein heute im Labor untersucht wird und worauf es gründet.

Das ganze 19. und 20. Jahrhundert hindurch lag die Frage nach dem Bewusstsein außerhalb der Grenzen normaler Wissenschaft. Es war ein verschwommenes, unzureichend definiertes Gebiet, dessen Subjektivität es für immer außerhalb der Reichweite objektiver experimenteller Untersuchung platzierte. Viele Jahre lang wollte kein seriöser Forscher das Problem in Angriff nehmen: Spekulationen über das Bewusstsein waren ein toleriertes Hobby für den alternden Wissenschaftler.

In seinem Lehrbuch "Psychology, the Science of Mental Life" von 1962 schlug George Miller, der Begründer der kognitiven Psychologie, einen offiziellen Bann vor: "Bewusstsein ist ein Wort, das von einer Million Zungen abgenutzt worden ist. Vielleicht sollten wir das Wort für ein oder zwei Jahrzehnte verbannen, bis wir präzisere Begriffe für die verschiedenen Verwendungen entwickeln können, die von 'Bewusstsein' im Augenblick verdunkelt werden."

Und es wurde verbannt. Als Student entdeckte ich Ende der 1980er Jahre zu meiner Überraschung, dass wir das B-Wort bei Laborkonferen­zen nicht verwenden durften. Selbstverständlich untersuchten wir alle auf die eine oder andere Weise das Bewusstsein, wenn wir Probanden baten, das eben Gesehene in Kategorien einzuordnen oder im Dunkeln mentale Vorstellungen zu entwickeln. Das Wort selbst allerdings blieb tabu: Es wurde in keiner seriösen wissenschaft­lichen Publikation verwendet. Sogar als Forscher kurze Bilder an der Schwelle bewusster Wahr­nehmung der Probanden aufleuchten ließen, hielten sie nur ungern fest, ob die Teilnehmer die Stimuli sahen oder nicht ...

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  • Quelle
Stanislas Dehaene: Denken. Wie das Gehirn Bewusstsein schafft. Knaus, München 2014

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