Bewusstsein: Das große Experiment
Vor etwa 20 Jahren erhielt die damalige Psychologiestudentin Lucia Melloni eine tragische Nachricht. Ihre Mutter teilte ihr mit, dass der Partner ihrer Schwester einen schweren Unfall erlitten hatte und nun im Krankenhaus lag. Diagnose: hirntot. Die Familie fuhr schnell zu ihm, um sich ein letztes Mal verabschieden zu können, bevor man die lebenserhaltenden Maschinen abschaltete. »Es war wirklich unheimlich«, erinnert sich Melloni. »Da lag ein Mensch, der atmete und Wärme ausstrahlte. Als ich zu ihm sprach, bewegte er seine Beine.« Die Ärzte hatten den Besuchern mitgeteilt, dass so etwas passieren könnte, denn die grundlegenden Reflexe sind selbst bei hirntoten Patienten vorhanden. Doch wie kann man sicher sein, dass das Bewusstsein eines Menschen für immer verschwunden ist?
Schließlich verlieren wir tagtäglich beim Einschlafen das Bewusstsein und erlangen es wieder – ebenso, wenn man ohnmächtig wird oder vor einer OP eine Narkose erhält. Wie kann man als Außenstehender beurteilen, ob jemand erwachen wird oder für immer im unbewussten Zustand bleibt? Dieser Frage hat sich Melloni seit dem tragischen Ereignis verschrieben. Sie promovierte in Neurowissenschaft und widmete ihre anschließende Forscherkarriere, die sie inzwischen an das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main geführt hat, der jahrtausendealten Problematik des menschlichen Geistes …
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