Landwirtschaft: Billiger und besser
Alternative Anbaumethoden gelten gemeinhin als eher unökonomisch. Dem Vorurteil widersprach nun der Agrarwissenschaftler John Reganold von der Washington State University in Pullman (Nature, Bd. 410, S. 296).
Sein Team legte drei Obstgärten an und züchtete sechs Jahre lang den Tafelapfel "Golden Delicious". Sie verglichen drei Anbaumethoden: konventionell mit chemischen Pestiziden und Dünger, alternativ mit Kompost und biologischer Schädlingsbekämpfung, integriert mit beiden Verfahren und demzufolge geringerem Chemikalieneinsatz. Gemessen wurden Variablen wie der Verbrauch an Kompost oder Chemikalien, der Einsatz von Wasser und Treibstoff, der Arbeitsaufwand, das Ausmaß typischer Bodenverschlechterungen – etwa verringerter Wasseraufnahme infolge Verdichtung – sowie Produktivität der Gärten und Produktqualität.
Es überraschte nicht unbedingt, dass die alternative wie die integrierte Methode die Umwelt weniger belasteten. Dass damit produzierte Äpfel als knackiger bewertet wurden, mag schon manchen Skeptiker wundern. Zumindest unter den derzeit herrschenden Marktbedingungen, die für organisch angebaute Früchte 50 Prozent höhere Preise erlauben, prognostizierten die Wissenschaftler sogar, dass sich der alternative Garten bereits nach 9, der konventionell bewirtschaftete nach 15 und der integriert betriebene nach 17 Jahren rechnen würden. Läge der Preisaufschlag nur zwischen 10 und 15 Prozent, lieferten sich konventioneller und alternativer Anbau ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Ob sich diese Studie verallgemeinern lässt, bezweifeln die Wissenschaftler. Sie könnte aber darauf hinweisen, dass bei mehrjährigen Pflanzen Chemie und Pestizide nicht unbedingt für den Markterfolg vonnöten sind.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 7 / 2001, Seite 91
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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