Biologie: Weiße Haie werden überraschend alt
Der Weiße Hai kann ein Alter von über 70 Jahren erreichen und lebt damit rund dreimal so lang wie bisher angenommen. Zu diesem Schluss sind Wissenschaftler um Li Ling Hamady von der Woods Hole Oceanographic Institution (Massachusetts, USA) gekommen, indem sie die Wirbelkörper von Haien mit zwei verschiedenen Methoden untersuchten. Zum einen schätzten sie das Alter der Tiere anhand der Bänderung, die im Querschnitt der Wirbelkörper erkennbar ist. Dieses Verfahren beruht auf der Annahme, dass jedes Jahr ein neues Band hinzukommt – ähnlich wie bei Jahresringen von Bäumen. Bei großen Exemplaren des Weißen Hais trifft das aber offenbar nicht zu. Das zeigten die Forscher, indem sie in den Haiwirbeln die Konzentration von Radiokohlenstoff bestimmten, also des Kohlenstoff-Isotops mit der Massenzahl 14. Dieses war in den 1950er und 1960er Jahren bei Atombombentests in großen Mengen in die Ozeane gelangt, wo die Meerestiere es mit ihrer Nahrung aufnahmen. Bei Weißen Haien, die zu dieser Zeit gelebt haben, ist der erhöhte Kohlenstoff-14-Anteil noch heute in den damals angelegten Wirbelbändern nachweisbar. Vergleicht man die dort gemessenen Werte mit historischen Daten zum Eintrag von Kohlenstoff-14 in die Ozeane, lässt sich das Lebensalter der Tiere exakter ermitteln als zuvor. Der älteste männliche Hai, den die Forscher untersuchten, wurde demnach 73 Jahre alt, das älteste Weibchen 40 Jahre. Weiße Haie gehören damit zu den langlebigsten bekannten Knorpelfischen. Die neuen Erkenntnisse erlauben präzisere Aussagen über das Wachstumstempo der Tiere, den Zeitpunkt ihrer Geschlechtsreife und ihre Fortpflanzungsrate.
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