Ängste: Bis ans Ende der Sorgenkette
Wer als Therapeut einen Patienten mit einer Generalisierten Angststörung behandelt, greift gerne auf einen bewährten Baustein aus der kognitiven Verhaltenstherapie zurück: Er spielt mit ihm die diffusen Sorgenketten, in denen sich dieser verstrickt, möglichst konkret durch. Aber wirkt diese Methode auch für sich allein?
Das fragten sich Lucas LaFreniere und seine Kollegen von der Pennsylvania State University in den USA. 51 Patienten mit Generalisierter Angststörung teilten sie zufällig einer von zwei Gruppen zu. Per SMS wurden beide zehn Tage lang mehrmals täglich dazu aufgefordert, ihre momentanen Sorgen zu notieren. Eine Gruppe hatte außerdem die Aufgabe, ihre Nöte sehr konkret zu benennen und zu hinterfragen. Sie sollten einschätzen, wie wahrscheinlich das befürchtete Ereignis tatsächlich eintrete und wie eine dritte Person das beurteilen würde. Außerdem sollten sie hinterher überprüfen, ob sich die Befürchtungen bewahrheiteten. Die zweite Patientengruppe brauchte lediglich alle Sorgen notieren und angeben, wie belastend sie diese erlebten.
Teilnehmer, die konkrete Ängste dokumentiert und hinterfragt hatten, waren nach zehn Tagen nur noch halb so bekümmert wie die Kontrollgruppe, und das bessere Befinden hielt mindestens drei Wochen an. Um schwere Ängste merklich zu lindern, genügt es demnach schon, sie eine Weile kritisch zu überprüfen.
Depress. Anxiety 33, S. 829–839, 2016
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