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Blick in die Forschung: Im Bild: Eine galaktische Qualle
Rund 800 Millionen Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Pegasus, dem geflügelten Himmelspferd aus der griechischen Sagenwelt, befindet sich die Spiralgalaxie IC5337 vom Hubble-Typ Sc. Sie wird auch JW100 genannt. Wir sehen die scheibenförmige Welteninsel hier rechts unten annähernd in Kantenstellung, sodass sie wie eine Linse ausschaut. Doch an ihr hängt etwas dran, und die Galaxie erinnert sehr an eine Qualle mit Schirm und Fangtentakeln. Die gigantischen Fangarme enthalten jedoch keine Nesselzellen, sondern bestehen aus Gas, Staub und Sternen. Sie erstrecken sich über viele 1000 Lichtjahre und entstehen dadurch, dass der Raum innerhalb von Galaxienhaufen nicht völlig leer ist, sondern aufgefüllt ist mit einem dünnen Gas: das intergalaktische Medium. Bewegt sich nun eine Welteninsel mit hoher Geschwindigkeit durch das fein verteilte Material, so setzt dieses der Galaxie einen Widerstand entgegen, wie eine Art Fahrtwind. Er reicht aus, dass die in der Welteninsel enthaltenen Ansammlungen aus Gas und Staub aus dieser herausgedrückt werden. Die Gasmassen sammeln sich in Bewegungsrichtung hinter ihr in langen Strähnen an. Das sind die Tentakeln. Der Vorgang wird im englischen Fachjargon als »ram pressure stripping« bezeichnet, was sich als »Abstreifen durch Staudruck« übersetzen lässt. Die hellen ellipsenförmigen Flecken auf diesem Bild sind weitere Mitglieder des Galaxienhaufens Abell 2626, zu dem die bereits erwähnte Quallengalaxie IC5337 gehört. Links oberhalb von ihr befindet sich eine große elliptische Galaxie vom Hubble-Typ E3 mit der Katalogbezeichnung IC5338. Sie ist das größte und massereichste Mitglied in diesem Galaxienhaufen und wird daher auch als cD-Galaxie bezeichnet. Das Kürzel cD steht für »central dominant«, also für die »Chefgalaxie« im Haufen. In ihr lassen sich zwei helle Objekte erkennen, bei denen es sich um die Zentren zweier ehemals getrennter Welteninseln handelt, die sich zu IC5338 vereinigt haben. Der Vorgang ist noch nicht ganz abgeschlossen: In einigen 100 Millionen Jahren wird sich hier ein einzelner Galaxienkern befinden. Am Rand von IC5338 zeigen sich weitere helle Flecken. Das sind zahlreiche Kugelsternhaufen, in denen sich jeweils mehrere hunderttausend Sterne befinden. Das Bild wurde mit der Weitfeldkamera 3 (WFC 3) an Bord des Weltraumteleskops Hubble im Rahmen eines Programms zur Untersuchung von Quallengalaxien aufgenommen. Es ist ein Komposit aus Aufnahmen im Ultravioletten, im sichtbaren Licht und im Nahinfraroten, die durch schmalbandige Filter belichtet wurden. Die Farben entsprechen daher nicht dem visuellen Eindruck, den ein direkter Blick durch ein optisches Teleskop bieten würde.
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