Editorial: Blick zurück zum Rand der Welt
In seinem Bericht über die Ergebnisse einer Arbeitsgruppe der Europäischen Südsternwarte ESO und der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA (S. 44 – 52) schildert Peter Schneider, wie die Grundfragen der Kosmologie lauten, die den Astronomen heute auf den Nägeln brennen. Die Arbeitsgruppe hat sie so konkret und zeitgemäß wie möglich formuliert, das heißt: Es sind diejenigen Fragen, die sich aus dem aktuellen Stand der Forschung ergeben, und deren Beantwortung innerhalb der Reichweite der Beobachtungsinstrumente der nächsten Generation liegt. Die großen Instrumente der nächsten Generation, mit denen der Rand unserer Welt genauer erforscht werden soll, sind bereits in der Planung (etwa das Extremely Large Telescope oder das Square Kilometre Array, die um 2020 zum Einsatz kommen könnten) oder im Bau (etwa das James Webb Space Telescope, Start 2014, das Radio-Observatorium ALMA, Erstes Licht 2010, oder die Missionen PLANCK und HERSCHEL, Start 2008). Und neulich hat das Large Binocular Telescope (LBT), das zur Zeit größte Einzelteleskop der Welt, seinen wissenschaftlichen Beobachtungsbetrieb aufgenommen (Titelbild und S. 16 – 18): Deutsche Astronomen sind mit 25 Prozent an diesem Projekt beteiligt. Von allen diesen Instrumenten erwarten sich die Kosmologen maßgebliche Antworten auf ihre heute gestellten Fragen. Heute denken wir uns den Kosmos durch das »Standardmodell« angemessen beschrieben – vor diesem Hintergrund wurden die obigen Grundfragen formuliert. Der Grenzen dieses Modells, die hauptsächlich in der noch nicht überbrückten Unvereinbarkeit von Relativitätstheorie und Quantenphysik liegen, sind sich die Forscher durchaus bewusst. Und es gibt bereits Ansätze, ein neues Weltbild zu entwerfen, in dem nicht alles mit dem Urknall beginnt. Auf die »letzten Fragen«, die im Jahr 2030 zu stellen sein werden, dürfen wir bereits heute gespannt sein! Es ist also kein Wunder, dass uns die nachwachsende Generation besonders am Herzen liegt. An die Forscher von morgen und an ihr gesellschaftliches Umfeld denken wir, wenn wir an unserer Zeitschrift werkeln und insbesondere, wenn wir unser Projekt »Wissenschaft in die Schulen!« ausbauen. Beim Wettbewerb Jugend forscht engagieren wir uns im Fachbereich Geo- und Raumwissenschaften, in dem neben den Geologen, Geographen und Meteorologen auch die astronomischen Jungforscher untergebracht sind. Bei der Endrunde 2006 in Freiburg erhielt hier Thomas Gigl mit seinem selbstgebauten Spektrographen zur Beobachtung von Doppelsternen den Preis des Bundespräsidenten, verbunden mit der Teilnahme am European Union Contest for Young Scientists in Stockholm. Nun berichtet er (S. 86 – 87), wie er auch in Stockholm erfolgreich war – wir gratulieren! Im nächsten Heft werden wir über eine astronomisch ähnlich erfolgreiche Endrunde 2007 von Jugend forscht zu berichten haben. Palermo ist eine vielschichtige Stadt. Volker Witt schildert auf S. 80 – 85, wie dort um 1790 auf dem Dach des normannischen Königspalastes eine hochmoderne Sternwarte errichtet wurde, und wie es dort im folgenden Jahrhundert zu einer mehrfachen Blüte der Astronomie und Astrophysik kam.
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