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Neurophysiologie: "Bloßer" Nervenkitt


Die häufigsten Zellen im Gehirn des Menschen sind die so genannten Gliazellen. Ihren Namen (nach griechisch glia = Leim, Kitt) verdanken sie ihrer vermuteten Funktion als Kitt, der die Neuronen an ihrem Platz hält. Zusätzlich entfernen sie an den Schaltstellen zwischen zwei Nervenzellen, den so genannten Synapsen, einen Teil der dort ausgeschütteten Botenstoffe, damit die nachgeschaltete Zelle nicht permanent stimuliert wird. Nach Ergebnissen, welche Joachim Deitmer von der Universität Kaiserslautern und seine Arbeitsgruppe an Zellkulturen aus dem Blutegel und der Ratte gewonnen haben, spielen Gliazellen aber noch eine weitaus aktivere Rolle: Erstmals gibt es physiologische Hinweise, dass die vermeintlichen "Kittzellen" sogar in synaptischen Kontakt zu Neuronen treten. Demnach können sie einen Reiz mit einem intrazellulären Calcium-Anstieg beantworten, der sich auf benachbarte Gliazellen ausdehnt. Dort führt er zu einer Freisetzung des betreffenden Botenstoffes, der die Nervenzellen erregen könnte.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 2000, Seite 31
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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