Persönlichkeitsstörungen: Borderline als Reaktion auf Schmerzen?
Körperliche Schmerzen spielen im Zusammenhang mit dem Borderline-Syndrom bisher keine große Rolle. Zu Unrecht, wie nun eine kleine Bestandsaufnahme US-amerikanischer Psychologen unter betroffenen Probanden zeigt. Die Forscher um Laura Heath von der kanadischen McGill University in Montreal werteten Anamnese-Gespräche mit 65 Borderline-Patienten aus, zum überwiegenden Teil Frauen.
Ganze 89 Prozent hatten am Tag der Befragung Schmerzen erlebt – darunter allgemeine Muskelschmerzen, Rücken-, Kopf- oder Kieferschmerzen. Jeder fünfte Teilnehmer wertete die Stärke dieser Symptome als "mild", die anderen jedoch als "unangenehm" oder "quälend", in zwei Fällen sogar als "unerträglich". Zwei Drittel aller Befragten erfüllten zudem die Kriterien einer klinischen Schmerzstörung. Dabei erlebt eine Person so starke Schmerzen, dass sie den Alltag, soziale Beziehungen und die Leistungsfähigkeit bei der Arbeit beeinträchtigen.
Schon aus früheren Untersuchungen war bekannt, dass unter chronischen Schmerzpatienten die Borderline-Persönlichkeitsstörung besonders häufig auftritt – mit einer Rate von etwa 30 Prozent. Je stärker der körperliche Schmerz, desto ausgeprägter fällt die Symptomatik im Schnitt aus. Diesem Aspekt sollte man daher in der Therapie künftig größere Aufmerksamkeit widmen, schreiben die Forscher. Denn mit unbehandelten chronischen Schmerzen steige unter anderem das Risiko für ungeeignete Gegenmaßnahmen wie Alkohol- oder Tablettenmissbrauch.
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