Brief an die Leser
Verehrte Leserin,
sehr geehrter Leser,
sie sind wahre Aliens. Sie gleichen uns – Babys, Kindern, Erwachsenen – in Form, Größe und Gewicht. Nur sind sie strikt genormt und in Labors entstanden. Immer wieder, wenn es gefährlich wird, halten sie Kopf, Leib und Gliedmaßen hin. Doch Dummchen (wie ihr Gattungsname suggeriert) sind sie gerade nicht: Getreulich verzeichnen sie alle Gewalteinwirkungen, damit unachtsamen Menschen später weniger passiert.
Dummys, einigermaßen anthropomorphe jedenfalls, gibt es erst seit einem halben Jahrhundert. Die ersten dienten dazu, Schleudersitze zu erproben. Die meisten werden mittlerweile in Crashtests zur Entwicklung sichererer Automobile eingesetzt. Neu ist ein Patient aus Kunststoff und Elektronik, den man beispielsweise übungshalber anästhesieren kann; sein Puls ist zu fühlen, Atem und Herzschlag sind zu hören. Unterdes kommen freilich schon virtuelle Dummys in Gebrauch, mit denen sich Unfälle simulieren, aber auch physikalische Phänomene im Organismus untersuchen sowie ergonomische Studien anstellen lassen.
Hinter diesem dreidimensionalen Ganzkörper-Computermodell verbirgt sich allerdings ein besonderes menschliches Schicksal: die Sühne eines Mordes über die Todesstrafe hinaus. Siehe Seiten 90 bis 104
Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 1997, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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