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Chemie: Angriff auf ein Umweltgift

Das Pestizid Chlordecon rettete in den 1970er und 1980er Jahren Bananenplantagen auf den Französischen Antillen – und vergiftet seither die Menschen vor Ort. Neue Forschungsergebnisse machen Hoffnung, dass der als unverwüstlich geltende Stoff offenbar doch auf natürlichem Weg abgebaut wird.
Bananenplantage auf Martinique

Am 2. Dezember 2019 veröffentlichte eine Untersuchungskommission des französischen Parlaments einen Bericht über die wirtschaftlichen, gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen von Chlordecon auf den Französischen Antillen. Die Schlussfolgerung lautete: Die französische Regierung habe eine »Gesundheits- und Umweltkatastrophe« zu verantworten. In den Vereinigten Staaten wurde das chlororganische Pestizid bereits 1978 verboten – in den Bananenplantagen auf Guadeloupe und Martinique kam es jedoch bis zum Jahr 1993 zum Einsatz.

Chlordecon ist ein so genannter endokriner Disruptor, gemeinhin als Umwelthormon bekannt. Gelangt ein derartiger Stoff in den Körper, kann er bereits in geringsten Mengen das Hormonsystem beeinflussen und krank machen. Auch mehr als 25 Jahre nach seinem Verbot findet sich Chlordecon auf den Französischen Antillen in beträchtlichen Mengen und kontaminiert die gesamte Nahrungskette. Die permanente Pestizidbelastung macht sich in der dortigen Bevölkerung durch eine Häufung bestimmter Krankheiten und Auffälligkeiten bemerkbar, darunter kognitive und motorische Entwicklungsstörungen bei Säuglingen, Frühgeburten oder Prostatakrebs.

Die Geschichte von Chlordecon begann 1958, als die Firma Allied Chemical ein Mittel namens Kepone auf den amerikanischen Markt brachte. Kepone besteht zu 94,5 Prozent aus Chlordecon. Die französische Regierung lehnte die Verwendung als Pestizid zunächst ab. Im Jahr 1972 genehmigte es schließlich doch die Verwendung eines kommerziell vertriebenen Insektizids auf Basis von Kepone mit noch fünf Prozent Chlordecon. Die Bauern auf den Französischen Antillen sollten damit den Bananenrüssler bekämpfen – einen schwarzen, knapp anderthalb Zentimeter langen Käfer mit einem namensgebenden Rüssel, der sich durch die Bananenstaude gräbt und Stamm sowie Wurzelstock aushöhlt, bis die Pflanze stirbt.

Im Jahr 1975 ereignete sich dann im Kepone-Werk ein schwerer Chemieunfall, der zu einer der größten Umweltkatastrophen der damaligen Zeit führte …

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  • Quellen

Barbance, A. et al.: Genetic analysis of Citrobacter sp.86 reveals involvement of corrinoids in chlordecone and lindane biotransformations. Frontiers in Microbiology 11, 2020

Chaussonnerie, S. et al.: Microbial degradation of a recalcitrant pesticide: Chlordecone. Frontiers in Microbiology 7, 2016

Chevallier, M. L. et al.: Natural chlordecone degradation revealed by numerous transformation products characterized in key French West Indies environmental compartments. Environmental Science Technology 53, 2019

Della-Negra, O. et al.: Transformation of the recalcitrant pesticide chlordecone by Desulfovibrio sp.86 with a switch from ring-opening dechlorination to reductive sulfidation activity. Scientific Reports 11, 2020

Lesueur Jannoyer, M. et al. (Hg.): Crisis management of chronic pollution: Contaminated soil and human health. CRC Press, 2016

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