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Hirnforschung: Wer hat an der Uhr gedreht?

In jeder Zelle des Körpers ticken Zeitmesser, beeinflusst von einer "Zentraluhr" im Gehirn. Aber bei vielen ­Menschen herrscht Unordnung im Uhrenkabinett – mit Folgen für Gesundheit, Schlaf und Wohlbefinden.
Auf einem Stuhl sitzt ein menschlicher Körper mit Uhr als Kopf.

"Wenn ich doch nur durchschlafen könnte …" Schon seit Jahren wacht Peter T.* (75 Jahre) nachts immer wieder auf. Ab vier Uhr morgens kann er oft partout nicht mehr einschlafen. Dann schleicht er ins Wohnzimmer, um seine Frau nicht zu stören. Dort liest er, ehe er sich ums Frühstück kümmert. Dabei war er früher ein richtiger Langschläfer!

Wie Peter geht es vielen älteren Menschen: Am Tag sind sie weniger aktiv als früher, nachts schlafen sie ­dafür nicht mehr durch – ihr Nachtschlaf ist zunehmend unterbrochen oder "fragmentiert", wie Schlafforscher es nennen (siehe auch "Kurz erklärt" unten). Zudem verschiebt sich ihr Tagesrhythmus nach vorne. So steht Peter inzwischen viel zeitiger auf, dagegen kann er sich abends nach der Tagesschau kaum noch wach halten. Aber auch Berufstätige haben Probleme ein- oder durchzuschlafen, insbesondere wenn sie häufig nachts arbeiten. Jugendliche dagegen klagen, sie seien spät abends einfach noch hellwach und dafür morgens hundemüde.

Warum sind erholsame Nächte für viele Menschen ein so seltenes Gut? Hauptverantwortlich für die Schlaf-wach-Regulation ist bei Säugetieren die so genannte "innere" oder zirkadiane Uhr (von lateinisch: circa = gegen, ungefähr; dies = Tag). Streng genommen gibt es nicht nur einen, sondern unzählige zirkadiane Zeitmesser im Körper. Molekulare Uhren in verschiedenen Zentren unseres Gehirns bestimmen, wann, wie lange und wie tief wir schlafen.

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Quellen br>

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