Verhaltenssucht: Spiel ohne Grenzen
»Ich bin 29 Jahre alt und computersüchtig.« Mit diesem Satz beginnt Manuels* Aufzeichnung seiner Geschichte. Sie handelt von Kampf, Sieg und Niederlage, im echten wie im virtuellen Leben. Niedergeschrieben hat er sie bereits vor einigen Jahren – im Rahmen eines Verarbeitungsprozesses, wie er sagt. Und um andere Betroffene zu motivieren, sich Hilfe zu suchen. Mit dem Computerspielen hat er mit etwa 14 Jahren angefangen, erinnert er sich. »Seither ist fast kein Tag vergangen, an dem ich nicht daran denken musste.« In der Teenagerzeit sei Zocken für ihn eine Möglichkeit gewesen, das Mobbing in der Schule zu bewältigen. Dort erfährt er sowohl physische als auch psychische Gewalt, denkt an Suizid. Er spielt, um sich abzulenken. Das war in den 1990er Jahren.
Etwa zur gleichen Zeit bemerken Mediziner und Psychologen, dass immer mehr Menschen unter ihrem exzessiven Computerspielverhalten leiden. Dieser Umstand lässt die Wissenschaftler aufhorchen: »Ende der 1990er Jahre fing man an, die Computerspielsucht gezielt zu erforschen«, sagt Katajun Lindenberg, Juniorprofessorin für Entwicklungspsychologie an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg. Damals waren noch vergleichsweise wenige Personen betroffen. Heute seien es laut Studien ein bis eineinhalb Prozent der Bevölkerung, so die Psychologin. Eine 2017 veröffentlichte Übersichtsarbeit von Forschern um den Mediziner John B. Saunders von der University of Queensland berichtet sogar davon, dass bei jungen Menschen bis zu 15 Prozent an einer Computerspielsucht leiden – insbesondere in asiatischen Ländern ...
* Name geändert
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