Cyborgs: Wenn Mensch und Roboter verschmelzen
Dennis greift nach einer Mandarine und hält sie vorsichtig in der Hand. Bloß nicht fallen lassen oder zerdrücken! Keine große Leistung, sollte man meinen. Doch der 36-jährige Däne tut all das mit einer Roboterhand, die er über die Signale seiner Muskeln steuert. Vor zehn Jahren hat er bei einem Unfall mit Feuerwerkskörpern seine linke Hand verloren und ist seitdem auf ein künstliches Ersatzteil, eine so genannte Prothese, angewiesen. Die Technik hilft ihm, zumindest einen Teil seiner früheren Fähigkeiten zurückzugewinnen. Für ihn und für viele andere Menschen, die einen Körperteil verloren haben, ist so eine Prothese wie ein Teil des eigenen Körpers. Nur mit seiner künstlichen Ersatzhand fühlt er sich vollständig.
Wegen der technischen Bauteile, die mit seinem Körper verbunden sind, kann man Dennis als eine Mischung aus Mensch und Maschine ansehen, als einen "Cyborg". Das Wort stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie "kybernetischer Organismus". Gemeint ist damit ein Lebewesen, dessen Körper mit der Technik verschmolzen ist. Ab wann genau jemand als Cyborg gilt, ist nicht ganz klar. Viele sehen nur die Mensch-Maschine-Wesen, die der Fantasie von Sciencefiction-Autoren entsprungen sind, als echte Cyborgs an. Andere meinen, dass schon technische Hilfsmittel, die in den Körper eingepflanzt werden, einen Menschen zum Cyborg machen. Dazu zählen dann aber auch alte Menschenmit einem elektrischen Herzschrittmacher, der dafür sorgt, dass ihr Herz im richtigen Takt schlägt. Manche sagen sogar, dass jeder, der häufig technische Geräte benutzt – und sei es nur ein Smartphone –, ein Cyborg ist. Diese Definition würde wohl auf die meisten von uns zutreffen!
Thomas Stieglitz findet das übertrieben. Er erforscht an der Universität Freiburg, wie sich künstliche Gliedmaßen optimal steuern lassen. Diese müssen sich nämlich irgendwie mit dem restlichen Körper und dem Gehirn verständigen – und das ist gar nicht so einfach. Ob Menschen durch solche Prothesen zu Cyborgs werden? "Das ist schwer zu sagen", meint Thomas Stieglitz. "Persönlich denke ich eher nein. Aber in gewissem Maß verschmilzt die Technik tatsächlich mit dem menschlichen Körper und wird ein Teil der Person. Insofern könnte man von einer Art Cyborg sprechen. Es kommt aber immer darauf an, wie sich der Prothesenträger selbst sieht." ...
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