Künstliche Intelligenz: Maschinen das Träumen lehren
Herr Professor Nikolić, was reizt Sie an künstlicher Intelligenz?
Mein Interesse an dem Thema geht auf ein Missverständnis zurück. Ich war etwa zehn Jahre alt und lebte in Kroatien, wo es zu der Zeit noch keine Computer im Laden zu kaufen gab. Einer der wenigen Rechner im Land – vielleicht sogar der einzige – gehörte zur Verwaltung der Sozialversicherung. Er konnte natürlich noch nicht viel, war aber in den Augen vieler etwas ganz Besonderes, weshalb sich gerade unter Kindern allerhand Mythen um ihn rankten. Ich dachte beispielsweise, er könne denken wie ein Mensch. Deshalb wollte ich unbedingt auch so einen haben, wenn ich groß bin. Als ich endlich meinen ersten Computer bekam, war ich sehr enttäuscht. Er war kein bisschen intelligent. Von da an wollte ich herausfinden, wie man intelligente Maschinen bauen kann. Diese Frage hat mich komplett eingenommen. Ich habe viel darüber gelesen und irgendwann festgestellt: Bevor das möglich ist, muss man zuerst das menschliche Gehirn verstehen.
Haben Sie es verstanden?
Teilweise, hoffentlich. Trotz unzähliger Studien gibt es allerdings immer noch keine allgemein akzeptierte Erklärung dafür, wie unsere physiologische Hardware mentale Vorgänge ermöglicht – etwa zu denken, zu entscheiden, zu handeln und wahrzunehmen. Die aktuelle Lage der kognitiven Neurowissenschaften ähnelt derjenigen der chemischen Forschung während der Blütezeit der Alchemie. Wissenschaftler beobachteten allerhand kuriose Phänomene im Labor, doch niemand hatte eine Ahnung, was genau dahintersteckte, da noch keine allumfassende Theorie über das Wesen der chemischen Elemente existierte.
Dennoch versuchen Computerwissenschaftler und Hirnforscher, künstliche Intelligenzen zu entwickeln, die der menschlichen vergleichbar sind. Ist das überhaupt möglich?
Wenn überhaupt, wird das äußerst schwer sein und sehr lange dauern ...
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