Stammzellforschung: Das Auge in der Petrischale
Die Entwicklung im Mutterleib gleicht einem Wunder. Aus einem Klumpen identischer Zellen gehen zunächst unterschiedliche Zelltypen hervor, die dann hochgradig organisierte Strukturen und schließlich alle Organe des menschlichen Körpers ausbilden. Ein im Inneren jeder Zelle gespeichertes Programm steuert diesen Differenzierungsprozess und bestimmt, welche Form und Größe jedes Gewebe annehmen soll.
Angesichts dieser erstaunlichen Metamorphose haben Wissenschaftler schon immer versucht, die frühen Entwicklungsvorgänge im Labor nachzustellen – nicht nur, um die zu Grunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen, sondern auch, um mögliche Wege zu erkunden, wie man geschädigtes Gewebe reparieren oder ersetzen kann. Dieser Traum könnte jetzt in Erfüllung gehen. Bereits in zehn Jahren dürfte es möglich sein, im Labor gezüchtete Organe zu transplantieren.
Zu diesem Optimismus geben Studien meines Labors Anlass. Wie wir herausfanden, ist eine Kultur von Stammzellen in der Lage, eine Netzhaut (Retina) zu bilden – jene entscheidende Struktur im Auge, die eingehende Lichtimpulse in elektrische und chemische Signale umwandelt, um sie ans Gehirn weiterzuleiten. Das Erstaunliche dabei: Die Stammzellen organisieren sich praktisch von allein zu einem dreidimensionalen Gebilde ...
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