Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Kognition: Das Gedächtnis über das Gedächtnis

Zum Lernen ist es nützlich, wenn man die Leistungsfähigkeit des eigenen Gedächtnisses und dessen Grenzen richtig einschätzt. Mit ein paar Tricks lässt sich dieses »Metagedächtnis« verbessern.

Wir erinnern uns an Ereignisse, die viele Jahre zurückliegen, verfügen über Fakten aus den verschiedensten Wissensbereichen und können uns einen umfangreichen Fremdsprachen-Wortschatz merken. Gleichzeitig kennt wohl jeder auch unangenehme Gedächtnisfehler: Wir vergessen einen fest verabredeten Termin, uns entfällt der Name einer losen Bekannten oder ein Passwort, das wir schon zigmal korrekt eingegeben haben. Diese Stärken und Schwächen unseres Gedächtnisses sind eng verknüpft mit dem Wissen, das wir über das eigene Lernen und Erinnern besitzen. Wer also die Grenzen seines Gedächtnisses richtig einschätzt, kann unliebsame Situationen verhindern, indem er auf Hilfsmittel wie Einkaufszettel, Notizen oder elektronische Kalender zurückgreift. Wer weiß, dass er Schwierigkeiten damit hat, sich Namen zu merken, kann darauf achten, besonders aufmerksam zuzuhören, wenn ihm jemand Neues vorgestellt wird. Wer erkennt, dass er sich in einer ruhigen Umgebung besser konzentriert, kann gezielt Stille suchen. Und wer sich darüber klar wird, dass eine bestimmte Lernstrategie nicht gut funktioniert, kann eine andere, möglicherweise erfolgversprechendere ausprobieren.

Das Wissen von Menschen über Gedächtnisprozesse und ihr eigenes Lernen und Erinnern wird seit den 1970er Jahren als Metagedächtnis bezeichnet und in der Psychologie, der Philosophie, den Erziehungswissenschaften und angrenzenden Disziplinen intensiv erforscht (siehe »Kurz erklärt«). Häufig unterscheidet man drei Facetten des Metagedächtnisses: metakognitives Wissen, metakognitive Überwachungsprozesse und metakognitive Steuerungsprozesse. Unter Ersterem versteht man bewusste Überzeugungen und Ansichten über das Lernen oder Erinnern. Dazu zählen allgemeine Annahmen wie die, dass das Gedächtnis im Alter nachlässt oder dass es beim Fremdsprachenlernen hilfreich ist, Vokabelpaare abzuschreiben. Aber auch Auffassungen, die sich auf das eigene Lernen und Erinnern beziehen, gehören hierzu. So weiß ich etwa, dass ich bei einem Spaziergang sehr effektiv lernen kann, während es mir schwerfällt, mir neue Wege einzuprägen.

Dieses metakognitive Wissen umfasst allerdings nicht nur richtige, sondern auch fehlerhafte Überzeugungen. Ein Beispiel dafür ist die gängige, aber falsche Annahme, dass man in Prüfungen ausgesprochen erfolgreich ist, wenn  ,...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Neue Reben für den Weinbau

Von Klimawandel und Krankheiten bedroht, muss der Weinbau an die neuen Bedingungen angepasst werden. Die Genschere soll den Wein der Zukunft retten. Außerdem beobachtet »Die Woche«, wie Künstlerinnen und Künstler die Welt wahrnehmen und wie sich soziale Unsicherheiten durch Social Media verstärken.

Spektrum - Die Woche – Putzig, aber unerwünscht

Waschbären haben sich in Europa rasant verbreitet – die einen finden sie niedlich, andere sind nur noch genervt, weil die Tiere den Müll plündern oder in den Dachboden einziehen. Dazu kommen Risiken für Gesundheit und Natur. Wie stark schaden sie der heimischen Tierwelt und uns Menschen?

Gehirn&Geist – Aus Fehlern lernen

Missgeschicke gehören zum Leben dazu. Unser Gehirn bemerkt sie oft blitzschnell. Wie registriert unser Gehirn, wenn wir uns irren, wie reagiert es darauf und warum lernt das Gehirn nicht immer aus den Fehlern? Daneben berichten wir, aus welchen Gründen manche Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen und wie eine Annäherung vielleicht gelingen kann. Therapien von Morbus Alzheimer konzentrierten sich auf die Bekämpfung der Amyloid-Plaques. Doch man sollte dringend die Ablagerungen des Tau-Proteins stärker in den Blick nehmen. Die Folgen des hybriden Arbeitens rücken zunehmend in den Fokus der Forschung. Es führt zu einer höheren Zufriedenheit bei den Angestellten. Allerdings gibt es auch Nachteile. Bremst das Homeoffice die Kreativität? Daneben gehen wir der Frage nach, ob Tiere empathisch sind.

  • Quellen

Carpenter, S. K. et al.: Appearances can be deceiving: Instructor fluency increases perceptions of learning without increasing actual learning. Psychonomic Bulletin & Review 20, 2013

Hausman, H. et al.: Improving metacognition in the classroom. Zeitschrift für Psychologie 229, 2021

Hertzog, C. et al.: Age differences in the monitoring of learning: Cross-sectional evidence of spared resolution across the adult life span. Developmental Psychology 46, 2010

Ohtani, K., Hisasaka, T: Beyond intelligence: A meta-analytic review of the relationship among metacognition, intelligence, and academic performance. Metacognition and Learning 13, 2018

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.