Direkt zum Inhalt

Das Genom-Puzzle.Forscher auf der Spur der Erbanlagen.

Springer, Berlin 1998. 284 Seiten, 39,80 DM.

Hinter dem verspielten Titel verbirgt sich ein aktueller, seriös und dennoch fesselnd geschriebener Lesestoff, von Biolog(inn)en verfaßt und auch für Laien verständlich. Im Mittelpunkt steht das „Human-Genom-Projekt“ (HGP), dessen Ziel die vollständige Aufklärung des menschlichen Erbguts ist. Die am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg tätigen Herausgeber dürften wohl kaum zu den Kritikern des Projektes zählen; um so mehr ist anzuerkennen, daß hier sachlich und ohne Propaganda über den derzeitigen Stand der Forschung und zukünftige Perspektiven informiert wird.

Eine beeindruckende Fülle von Themen rund um das HGP wird allgemeinverständlich behandelt, darunter der molekulare Aufbau des Erbmaterials, Methoden molekularbiologischer Forschung, Patentierung von Genen oder die Anwendung der neuen Erkenntnisse in Medizin, Kriminalistik und Evolutionsforschung. Auch ethisch problematische Entwicklungen sowie der mögliche Mißbrauch von Daten werden angesprochen, zum Beispiel im besonders lesenswerten Kapitel „Gentests und ihre Folgen“.

Übertriebene Erwartungen lassen die Autorinnen und Autoren ebenfalls nicht aufkommen: Das HGP wird uns eine Flut von Sequenzdaten bescheren (deren Bewältigung ein Problem für sich ist), die uns wohl die Organisation des menschlichen Genoms, nicht aber seine inneren Wirkzusammenhänge offenbaren wird. Der vielbeschworene „Mensch nach Maß“ steht uns so bald nicht ins Haus.

Leider stolpert man über ungenaue Formulierungen, viele Druckfehler (an denen sich anschaulich Begriffe aus der Molekulargenetik wie „Deletion“ und „Insertion“ erklären ließen) und über grammatische „Mutationen“ (heißt es der Filter oder das Filter?). Das angestrengte Vermeiden einschlägiger Fachbegriffe erzeugt häufig mehr Verwirrung als Verständnis, zumal erläuternde Abbildungen fehlen; ein Stichwortverzeichnis hätte dem Buch gut getan.

Trotz dieser Schwächen ist das Buch des Inhalts wegen empfehlenswert.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 1999, Seite 125
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.