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Das große Latinum
»Latinum in latrinam!« fordern manche – und wissen nicht, dass sie ohne Latein kaum einen deutschen Satz herausbrächten.
Turnvater Jahn (1778 – 1852) war ein glühender Patriot – auch wenn er es so nicht ausgedrückt hätte. Denn im Patrioten versteckt sich das lateinische patria: Vaterland. Und dort, fand Jahn, solle gefälligst Deutsch gesprochen werden. »Warum bei fremden Sprachen auf Leih und Borg nehmen, was man im Vaterlande reichlich und besser hat?«, fragte er, verbannte die griechische »Gymnastik« ins Abseits und stellte der von ihm ins Leben gerufenen Bewegung das gute deutsche »Turn« voran. Einmal dabei, erfand Jahn auch den Vorturner, die Turnkunst, den Turnlehrer und die Turnstunde. Alle diese Wörter, freute er sich, gruppierten sich um »einen deutschen Urlaut«, den er im mittelalterlichen Turnier entdeckt hatte.
An der sprachlichen Realität turnte Jahn dabei grandios (grandis: bedeutend, großartig) vorbei. Denn das »Turnier« geht auf die Drehungen zurück, die man die Pferde ausführen ließ; und das althochdeutsche turnen – bewegen, lenken, drehen – ist ein Lehnwort zu lateinisch tornare: drechseln, runden, das seinerseits vom gleichbedeutenden griechischen torneuein abstammt.
An der sprachlichen Realität turnte Jahn dabei grandios (grandis: bedeutend, großartig) vorbei. Denn das »Turnier« geht auf die Drehungen zurück, die man die Pferde ausführen ließ; und das althochdeutsche turnen – bewegen, lenken, drehen – ist ein Lehnwort zu lateinisch tornare: drechseln, runden, das seinerseits vom gleichbedeutenden griechischen torneuein abstammt.
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