Geistesblitze - Gedächtnis: Das Gute liegt in der Ferne
"Woanders is auch scheiße", sagt man im Ruhrpott lakonisch. Das stimmt aber nicht ganz, wenn es um Restaurantbewertungen geht. Eine Arbeitsgruppe um Nina Huang von der Temple University in Philadelphia kommt zu dem Ergebnis, dass wir unsere Erfahrungen umso positiver beschreiben, je weiter entfernt sie liegen – und zwar sowohl räumlich als auch zeitlich.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin untersuchte über 150 000 Restaurantbewertungen im Internet und fand einen unerwarteten Zusammenhang: Die Reviews auf Bewertungsplattformen fallen besser aus, wenn ihre Autoren zum Lokal von weit her anreisten oder vorm Verfassen der Kritik einige Zeit verstreichen ließen.
Weiter entfernte Ereignisse bewerten wir anhand von allgemeineren Kriterien, das wissen Forscher schon länger. Ob das zu einem positiveren Urteil führt, war bislang umstritten. Die Ergebnisse von Huang und ihrer Arbeitsgruppe legen nun nahe, dass nicht nur jeweils die räumliche und zeitliche Entfernung zu einem Ereignis unsere Erinnerungen in rosarotes Licht tauchen, sondern dass sich die beiden Effekte offenbar gegenseitig verstärken. Findige Wirte könnten sich mithin einen Vorteil verschaffen, indem sie gezielt Gäste von weit her um Bewertungen bitten, und das am besten erst mehrere Monate nach dem Besuch. (lf)
J. Consum. Psychol. 10.1016/j.jcps.2016.03.001, 2016
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