Altorientalistik: Das Weltbild der Hethiter
Das bronzezeitliche Ägypten blieb durch seine monumentalen Bauwerke im Gedächtnis der Menschheit präsent, an die Reiche Mesopotamiens erinnert das Alte Testament, die Epen Homers an das mykenische Griechenland. Die vierte Großmacht jener Epoche hingegen geriet in Vergessenheit: das in Anatolien verankerte Reich der Hethiter. Erst Ende des 19. Jahrhunderts stießen Archäologen auf erste Hinweise – im Archiv Amarnas, der Hauptstadt der Pharaonen Amenhotep III. und IV. Seitdem wird diese altanatolische Kultur intensiv erforscht. Tausende Keilschriftdokumente, die meisten aus der Metropole Hattuscha, vermitteln nicht nur Einblicke in ihre Politik und Wirtschaft, sondern auch in die Gedankenwelt der Menschen bis hin zu ihren kosmologischen und religiösen Vorstellungen. Dabei erweisen sich die Hethiter als ausgesprochen weltoffen: Sie integrierten häufig Ideen anderer Kulturen, selbst die ihrer Konkurrenten.
Zum Beispiel übernahmen die Hethiter die babylonische Keilschrift, statt ein eigenes Zeichensystem zu entwickeln. Dazu holten sie Lehrer ins Land oder schickten künftige Schreiber zur Ausbildung nach Mesopotamien. Weil diese auch das Studium und Kopieren literarischer Werke beinhaltete, gelangte Gedankengut von dort nach Hattuscha.
Eine weitere Ideenquelle bildeten in der so genannten Vorgroßreichszeit (um 1400 – 1350 v. Chr.) die in Nordmesopotamien siedelnden Hurriter, deren Reich als Mittani bezeichnet wird. ...
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