Themen der Wissenschaft: Das Weltraumteleskop HERSCHEL vor dem Start
Sein 3,5-Meter-Spiegel ist der größte bisher für ein Satelliten-Teleskop gebaute. An seinem Einsatzort L2, von der Erde in antisolarer Richtung 1,5 Millionen Kilometer entfernt, dient HERSCHEL der Erforschung kalter, staubverhüllter sowie hoch rotverschobener Strahlungsquellen im Kosmos. Wir dürfen Bilder unerreichter Schärfe und Spektren höchster Aussagekraft aus dem bisher kaum erschlossenen Bereich des fernen Infraroten erwarten.
Im Wettlauf um die Erkundung des kalten und des frühen Universums werden schon bald wieder die Europäer die Führung übernehmen. Mit dem Start des großen Infrarot-Weltraumobservatoriums HERSCHEL durch die ESA werden gleich mehrere Rekorde aufgestellt: größter Teleskopspiegel, größte Kameras für das ferne Infrarot, reine Strahlungskühlung für den Hauptspiegel, Helium-3-Kühlung bis dicht an den absoluten Temperatur-Nullpunkt für die neuartigen Bolometerkameras. Damit erreicht ein Vorhaben einen Höhepunkt, das im Jahre 1982 mit dem Vorschlag für ein »Far Infrared and Submillimeter Telescope« (FIRST) begann. Es wurde 1984 als Cornerstone-Mission der ESA ausgewählt. An der Entwicklung der wissenschaftlichen Instrumente wird seit 1999 intensiv gearbeitet. Der Wettlauf zur Erforschung des Universums im Infraroten hatte 1983 mit dem Start des amerikanisch-niederländischen Durchmusterungs-Satelliten IRAS begonnen. Nach zehn Monaten Beobachtungszeit sah die Welt anders aus: Eine Viertelmillion Quellen waren bei Wellenlängen zwischen 12 und 100 Mikrometern entdeckt worden. Neue Klassen von Galaxien, die den größten Teil ihrer Leuchtkraft im fernen Infraroten (FIR) aussenden, Protosterne in dichten Molekülwolken, kalte Staubscheiben, um gewöhnliche Sterne (Wega-Phänomen) und die himmelsumspannenden IR-Zirrus-Wolken gehörten zu den unerwarteten Entdeckungen. Der überwältigende Erfolg von IRAS hat gleich nach seinem Start den Beschluss zum Bau eines echten Infrarot-Weltraumobservatoriums in Europa befördert. Mit ISO hatten dann die Europäer ab 1995 die Nase vorn. Mit höherer Empfindlichkeit, besserer räumlicher Auflösung, spektroskopischen Messungen und Erweiterung des Wellenlängenbereiches bis zu 200 Mikrometern gelangen detaillierte Untersuchungen tausender Infrarotquellen. Die Entdeckungen mit ISO haben bis heute zu rund 1400 wissenschaftlichen Veröffentlichungen in den bedeutendsten internationalen Zeitschriften geführt. Ab 2005 wechselte die Führung dann wieder zur NASA. Mit dem Infrarotteleskop SPITZER wurden die Beobachtungsfähigkeiten nochmals verbessert.
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