Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Primordiale Gravitationswellen: Daten vom Anfang der Welt

Neue Polarisationsmessungen zeigen, dass Gravitationswellen aus der Entstehungsphase des Universums ihre Spuren in der kosmischen Hintergrundstrahlung hinterlassen haben. Bestätigen sich die Ergebnisse, wären sie die größte Sensation in der Kosmologie seit der Entdeckung der Hintergrundstrahlung selbst.
Weltraumteleskop BICEPS2 in der Antarktis

Die Kosmologie erlebt aufregende Zeiten: Forscher haben möglicherweise Signale aus der Geburtsphase des Kosmos aufgespürt – entstanden vor rund 13,8 Milliarden Jahren, als das Universum unmittelbar nach dem Urknall in einer nur Sekundenbruchteile dauernden Inflationsphase rasend schnell expandierte. Das rund 50 Mitglieder zählende BICEP2-Team um John M. Kovac vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachusetts, hatte dazu die Polarisation des kosmischen Mikrowellenhintergrunds vermessen – BICEP steht für Background Imaging of Cosmic Extragalactic Polarization. Die Indizien, die das nahe der Amundsen-Scott-Station in der Antarktis errichtete Experiment fand, fallen sogar unerwartet deutlich aus.

Der Mikrowellenhintergrund ist eine Strahlung, die rund 380 000 Jahre nach dem Urknall bei der Bildung von Wasserstoffatomen aus Protonen und Elektronen freigesetzt wurde und noch heute in fast perfekter Gleichmäßigkeit das gesamte Universum erfüllt. Kosmologischen Theorien zufolge sollten Gravitationswellen – wellenförmig verlaufende Stauchungen und Streckungen der Raumzeit –, die während der Inflation entstanden sind, der Hintergrundstrahlung ein bestimmtes Polarisationsmuster aufprägen. Genau dieses Muster behaupten die BICEP2-Forscher nun erstmals in ihren Daten gefunden zu haben.

Bestätigt sich das Ergebnis, bringt es enorme Konsequenzen nicht nur für die Kosmologie, sondern für unser gesamtes Weltbild mit sich. Eine kritische Prüfung steht allerdings noch aus. Bekannt gegeben wurden die Daten auf einer Pressekonferenz an der Harvard University in Cambridge sowie als Preprint auf der Onlineplattform arxiv.org. Üblich wäre gewesen, dass die Presse erst dann informiert wird, wenn die Studie von unabhängigen Kollegen geprüft wurde und zur Publikation in einem Fachjournal vorgesehen ist. Der Schritt in die Öffentlichkeit erfolgte also eigentlich zu früh. Kein Wunder, dass sich nun viele Mitglieder der kosmologischen Community zur kritischen Mitbegutachtung aufgefordert sehen, zumal die Ergebnisse in vielfacher Hinsicht noch als recht vorläufig gelten müssen. ...

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Antimaterie

Hochempfindliche Versuche spüren einer winzigen Asymmetrie im Elektron nach. Sie könnte erklären, warum kurz nach dem Urknall die Materie statt die Antimaterie Oberhand gewonnen hat. Doch dieses hypothetische Dipolmoment müsste man erst einmal messen. Außerdem: In der Krebsmedizin spielen zielgerichtete Behandlungsverfahren eine immer wichtigere Rolle. Zu ihnen gehören Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, die Tumorzellen präzise aufspüren und angreifen. Die Ergebnisse der Verhaltensforschung an Insekten zeigen, dass Bienen und andere Sechsbeiner deutlich höhere kognitive Fähigkeiten besitzen als bislang gedacht. Das hat weit reichende ethische Konsequenzen. In Alaska färben sich unberührte Flüsse und Bäche rötlich; ganze Ökosysteme sind in Gefahr. Welche Prozesse löst tauender Permafrost aus?

Spektrum - Die Woche – Der Umbau der Chemieindustrie

Täglich entstehen in riesigen Fabriken zahllose Stoffe, die wir in unserem Alltag nutzen – allerdings nur dank fossiler Rohstoffe und eines extrem hohen Energieverbrauchs. In dieser »Woche« geht es um den Umbau der Chemieindustrie hin zur Klimaneutralität. Außerdem: Gibt es sie, die »Zuckersucht«?

Spektrum - Die Woche – Was sollen künstliche Intelligenzen dürfen?

Die EU versucht, KI-Systeme gesetzlich zu regulieren. Doch das erweist sich als schwierig. Zu schnell geht die Entwicklung, zu viele Fragen sind offen – und zu viel kann schiefgehen. Außerdem in dieser Woche: das größte Hagelkorn Europas und die Frage: Sind Floridas Haie auf Drogen?

  • Quelle

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.